Rebound
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Schloss Schwante, Brandenburg

Bin schon gestern per IC mit meinen Damen nach Berlin gefahren, um die Angelegenheit mit der Überraschungsparty zu Wims 65sten Geburtstag ohne orientalische Hast anzugehen. Mehr als ein kleiner Bummel vom Hotel in der Weinmeisterstraße bis zur Ständigen Vertretung, wo wir zu Abend essen, springt aber dann am Anreisetag doch nicht mehr raus.
Heute Vormittag in getrennten Gruppen ein wenig durch Berlin-Mitte gestreunt, immer wieder blanke Verwunderung meinerseits über die Veränderungen Ecke Friedrichstraße / Unter den Linden. Wo wir im Winter 1984 den Tränen nahe in unseren Bus gen Übergangsstelle Moritzplatz stiegen, locken heute die Auslagen von Zara, H & M und Douglas-Filialen. Nur die Tell-Figur von gegenüber ist noch die alte. Um 15.00 Uhr dann Treffpunkt Hauptbahnhof, von wo aus uns mit geheimnisvollen WW-Zeichen markierte Busse zum 30 Minuten entfernten Schloss Schwante chauffieren. Wunderbares Spätsommerwetter und eine Location, die aussieht als sei sie extra für Wim vom Himmel gefallen. Wie mir Donata, seine Frau, erzählt, wird dieses, in realsozialistischen DDR-Zeiten ziemlich heruntergekommene Schloss mittlerweile von den Betreibern von „Clärchens Ballhaus“ renoviert und bespielt. Die Überraschung funktioniert voll und ganz. Das Geburtstagskind wird von einem Taxi zuhause abgeholt, im Glauben zum Flughafen gebracht zu werden, weil ein Termin in Paris ansteht. Erst als der Taxifahrer an Tegel vorbeifährt und Wim sich ihn genauer ansieht, bemerkt er, dass es sich bei diesem um den Schauspieler Willem Dafoe handelt (von meiner Tochter Jojo später als „Spiderman“ enttarnt). Derweil wartet im Schlossgarten schon eine illustre Gesellschaft auf das Eintreffen des Protagonisten, unter ihnen auch viele alte Freunde und Bekannte meinerseits, als da wären: Der Regisseur Volker Schlöndorf (trifft sich gut, da Isis in der Schule gerade „Homo Faber“ von Max Frisch durchnimmt, den V.S. ja mit Sam Shepard verfilmt hat), Friedrich Schorlemer, die Fotografen Peter Lindbergh (der gestern in New York Keith Richards für den „Rolling Stone“ fotografiert hat) und Jim Rakete, der Gitarrist Beckmann von den Rainbirds, Andy und Campino von den Toten Hosen, Irmin Schmitt von Can, Moritz Laube, Wims Allzweckwaffe bei den Dreharbeiten zum BAP-Film, In-Ah-Lee, seine langjährige Sekretärin, Barbara, die Witwe seines Bruders Klaus mit ihren beiden inzwischen erwachsenen Kindern undundund. Es wird ein traumhafter Abend für uns alle. Wim hat jedenfalls absolut nichts von den geheimen Vorbereitungen gemerkt, was einen guten Eindruck von seinem grenzenlosen Vertrauen in seine Frau und seine Mitarbeiter gibt. Etliche kurzweilige Ansprachen und Darbietungen, mein Beitrag besteht aus „Für `ne Moment“ und „Schluss, Aus, Okay“, beides Songs aus unserem Film, letzterer sogar noch – quasi als Methadonprogramm – nach den eigentlichen Dreharbeiten in Los Angeles und der Mojave-Wüste in einem Videoclip umgesetzt. Auch daran ausschließlich positive Erinnerungen, wie an alles, was mit diesem lieben Menschen zu tun hat. Er ist mir nach wie vor ein Riesenprivileg, mit ihm befreundet zu sein. Im Laufe des Abends erfahre ich dann, dass er vor zwei Jahren einen 30-minütigen Film über die Probleme der „Ärzte ohne Grenzen“ im Ostkongo gedreht hat, der aber dann lediglich im Rahmenprogramm einer Berlinale lief und danach in Vergessenheit geriet. Des weiteren lerne ich den Regisseur des Afrika-Films „Darwin’s Nightmare“ kennen, mit ich wohl besser mal Kontakt halten sollte. Kurz nach Mitternacht nehmen wir dann den erstmöglichen Bus zurück in die Hauptstadt. Schade, wären alle vier gerne noch länger geblieben, aber Sonntagmorgen geht mein Wecker um 5.30 Uhr. Startsignal für einen weiteren Trip nach Norduganda und in den Ostkongo.

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