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Donnerstag, 24. Juli 2014 – Trier/Amphitheather

Also als erstes die über Nacht eingetroffene gemasterte CD ins Abspielgerät unseres Dienstwagens eingeworfen und wenigstens mal die geschnittenen Übergänge gecheckt. High Noon ist Deadline, wenn wir die nicht halten, können wir den gewünschten VÖ-Termin vergessen. Ist aber alles in Ordnung. Also: Go! Bei strahlendem Wetter kommen wir im Backstagebereich des Amphitheaters an. Hier erwartet mich ein dicker Stapel mit den Ergebnissen unserer Saarbrücker-Zeitung-Aktion. Die Leser waren aufgefordert worden, endlich Licht ins Dunkel zu bringen, bezüglich der Frage, was denn nun in diesen Kanistern war, die bei unserem ersten Konzert im Saarland (im Dezember 1981 in Völklingen) über die Köpfe der Leute gereicht wurden. Somit erfahre ich also nach all den Jahren endlich, dass es sich um ein Gebräu mit dem Namen „Corea“ gehandelt hat, bestehend aus 50% Rotwein und 50% Cola(!) Bin erstaunt, dass sich jemand sowas tatsächlich freiwillig antut. Aber andererseits war das nur eine Art Vorläufer der Alko-Pops. Die Kids mochten anscheinend auch damals den wahren, eher herben, beziehungsweise bitteren Geschmack alkoholischer Getränke nicht wirklich und haben sich deshalb was zusammengemischt, was törnt und trotzdem schmeckt (mein erster Vollrausch fand übrigens unter Zuhilfenahme eines Kirschlikörs namens „Schwarzer Kater“ statt!!). Jedenfalls macht es ein Riesenvergnügen, all die Geschichten zu lesen, die die Leute mit uns verbinden. An das meiste kann ich mich noch erinnern, insofern ich dran beteiligt war. Vieles ist auch sehr bewegend, und ein weiteres Mal wird mir bewusst, in welchem Maße unsere Leben ineinander verwoben sind. Fällt mir ungeheuer schwer, aus all den Einsendungen die drei Geschichten auszuwählen, die mit Tickets für unser Saarbrücker Konzert am Tag der V.Ö. prämiert werden. Treffe erstmal nur eine Vorauswahl und werde erst morgen, auf dem Weg nach Dinslaken meine endgültige Entscheidung treffen.
Der Soundcheck findet noch bei Hochsommerwetter statt, kurz danach fegt ein Gewitter über Trier, welches in einen Landregen übergeht, der erst nach einem Drittel des Konzerts einsieht, dass er unserem Publikum dann wohl doch nicht den Spass verderben kann. Und deshalb unverrichteter Dinge aufgibt. Leider haben wir es danach dann allerdings mit einem rattendichten Kölner Patrioten zu tun, der in seine Kölner Fahne gehüllt, seine Umgebung dermaßen nervt, dass ich mich gezwungen sehe, einzugreifen. Die gelbe Karte besteht aus der legendären Zeltinger-Story, wo er einem Zwischenrufer kundtut: „Halt de Fress, ich muss mich konzentriere. Ich will´e Ballädche singe!!“ Da der Mann aber nicht einsehen will, dass er sich asozial verhält, muss ich bei der roten Karte dann doch (Original-Zitat Kalau) „zu härterem Wortgut“ greifen. Schade, denn der Mann ruiniert mit seinem Scheiss uns, die auf der Bühne musizieren, die erste Halbzeit. Danach hat dann der Regen endgültig aufgegeben und wir spielen doch noch ein wunderschönes Konzert ins anbrechende Abendrot. So langsam vergessen wir den Vorfall und es gelingt mir sogar wieder in den Gesichtern der Leute zu lesen. Ulle sagt nach dem Gig, wir hätten über den Kampf ins Spiel gefunden. Recht hat er. Schön übrigens, im Publikum Piet und Uli Stein zu sehen, auf deren Weingut wir uns so traumhaft auf diese Tour vorbereiten durften. Die Luxemburger Abteilung ist ebenfalls fast vollständig angetreten und somit steht einem stilvollen Absacker im Backstage-Zelt, unter Zuhilfenahme von mitgebrachtem „Stein-Wein“ nichts mehr im Wege. Ich wechsle sogar von Ingwer-Wasser auf Apfelschorle..und das will was heißen!

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