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Donnerstag, 18.Juli 2013 – Nürnberg/Serenadenhof

Erneut brechen wir früh auf, allerdings vorher noch ein kleiner Rundgang durch die Wertheimer Altstadt, die ich ja gestern aus der Burg nur von oben inspizieren konnte. In Nürnberg wartet bereits Christian Mückl, Freund und Journalist auf mich, um mit mir gemeinsam die Ausstellung „Das Glück kommt aus dem Nichts“ in der Kunsthalle zu besuchen. Es handelt sich um „Werke aus der „Slg. Wilhelm Otto Nachf.“ einer bisher noch nicht ausgestellten Kölner Privatsammlung. Naturgemäß begegnen mir, vor allem in den ersten beiden Räumen einige alte Bekannte. So z. B. Werke von Walter Dahn, der eigentlich lieber Rockstar geworden wäre und dessen Arbeiten man dir Bewunderung für Beuys und Polke einfach zu sehr ansieht. Auch mit Albert Oehlens Malerei kann ich kaum was anfangen, ganz im Gegensatz zu der leider einzigen Kippenberger-Arbeit. Die sitzt einfach, der Mann hatte einen zwar gewöhnungsbedürftigen, aber ganz besonderen Humor. Wie oft schon habe ich mich über sein „Gemälde“ mit dem Titel „Krieg böse“ weggelacht. Auch toll die Arbeiten von unserer alten Bekannten Rosemarie Trockel, von Marcel Odenbach, der mittlerweile die Hälfte des Jahres in seinem Haus in Ghana verbringt. Letztens erst habe ich ihn auf dem Berliner Flughafen getroffen. Die lustige Beuys-Installation „Nee, Nee, Nee, Ja, Ja, Ja“ erlebe ich endlich mal in Natura und auch einige Arbeiten von mir bislang unbekannten Künstlern machen neugierig. Leider ein viel zu unübersichtlicher Katalog, der wohl in erster Linie „cool“ wirken soll. Man tut sich schwer, die Namen der Künstler und die der Kunstwerke rauszukriegen. Aber was schreibe ich da?! Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Insgesamt tatsächlich eine interessante Ausstellung, danke für die kleine Ablenkung, weiß schon gar nicht mehr, wann ich mich zuletzt mit bildender Kunst beschäftigt habe. Jedenfalls nicht zum ersten Mal die Erkenntnis, wie weit Schmal und ich mit unseren drei Gemeinschaftsaktionen „Wunschbilder“ (´77), „Was ist Kunst“ (78) und vor allen den „Tagesbildern“ (´79) den sogenannten „Jungen Wilden“ von der „Deutzer Freiheit“ voraus waren, bis uns unsere Hobbyband dazwischen kam. Aber das ist schon besser so, denn immer noch weiss ich es sehr zu schätzen, wie spontan ein Musikpublikum im Gegensatz zu dem einer Vernissage zu erkenne gibt, was es vom Dargebotenen hält, auch wenn ich manchmal die Tage, Wochen und Monate allein im Atelier schmerzhaft vermisse. Aber man kann halt nicht alles haben, ..wie die Stones so treffend singen. Danach zum „Serenadenhof“ im Reichsparteitags-Gelände, an das ich nur ungenaue Erinnerungen habe. Damals, als wir noch mit Sheryl und Jens hier gespielt haben, war ich erst am Vorabend aus Montana/USA eingetroffen und hatte übelst mit meinem Jetlag zu kämpfen. Gestern hatte ich, als ich den Bläck Fööss-Song „Unsere Stammbaum“ am Ende meiner vier Solostücke spielte, die Idee das Lied doch lieber mit meinen zwei Waffenbrüdern zu performen. Das proben wir jetzt beim Soundcheck mal flott ein. „Sympathy for the Devil“ kürzen wir um zwei Strophen und stellen das Set leicht um. Abends, vor erneut ausverkauftem Haus und bei optimalem Wetter gelingt einfach alles. Das Publikum holt sogar noch die allerletzte Zugabe raus. Fuck the Curfew! Den Redemption-Song widmen wir Nelson Mandela, der heute 95 wird. Joode Mann!

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