Mittwoch, 17.Juli 2013 – Wertheim/Burg Wertheim
Am Montag dem 8.Juli ergreifen wir um 13:00 Uhr die einzige Chance, ein Bandfoto mit der BAP-UNPLUGGED-Besetzung zu schießen, denn Rhani ist gerade mal nicht irgendwo in der Weltgeschichte unterwegs und die Kollegen, die gestern in Luxemburg auf der Bühne standen, sind noch nicht in die Städte zurückgefahren, in denen sie wohnen: Anne/Hamburg, Jürgen/Karlsruhe, Micha/Berlin. Man trifft sich bei Peter Boettcher, Erik hat das entsprechende Instrumentarium herbeigeschafft, damit die Band nur ja nicht nach „Abrocken“ aussieht. Genau genommen stellen wir ein Foto nach, das im Rahmen der Aff un zo-Sessions vor dem Ca´n Frank auf Mallorca entstanden war, welches wiederum ein Remake eines Fotos aus der Hotelbar des Hotel Niu, in dem wir damals logiert hatten, ist. Bin jedenfalls sehr erleichtert, als mir Peter die Resultate zeigt, damit kann man unsere Unplugged-Tour ordentlich bewerben.
Überhaupt sind wir alle sehr glücklich, dass diese nun doch stattfindet, denn in Memmingen hatte uns Erik ja eröffnet, dass sie wohl wegen den deutlich höheren Hallenmieten ausfallen müsste. Dadurch, dass die Konzert-Agentur Semmel Concerts jetzt aber einiges auf ihren Deckel gehen lässt und wir bei den teuren Plätzen doch die 50-Euro-Grenze überschritten haben, gibt es jetzt wieder eine reelle Chance doch schwarz Zahlen zu schreiben. Wenn der Tonträger-Markt schon weitgehend im Arsch ist, muss wenigstens was beim Live-Spielen übrigbleiben, ansonsten würde unser Beruf dann letztenendes doch wieder zum Hobby werden. Am folgenden Tag bin ich den ganzen Tag mit einem jungen Film-Team in Rheinbach unterwegs, sie haben den Auftrag eine kleine Serie für ZDF-Neo zum Thema „Heimat“ zu produzieren. Habe ihnen gesagt, dass ich da nur dran teilnehme, wenn ich nicht zum tausendsten Mal vor dem Laden meiner Eltern, auf dem Chlodwigplatz oder im Chlodwigeck gefilmt würde. Mein Vorschlag war Rheinbach, was sich ja nach und nach dann doch noch zur Heimat meiner Adoleszenz entwickelt hat und definitiv noch nicht totgefilmt wurde. Mittwoch und Donnerstag lese ich in einem Kölner Studio das Zugabe-Hörbuch ein, wozu Wolfgang Stackmann sich extra nach Köln begeben musste, sonst hätte das alles terminlich nicht mehr hingehauen. Hätte zwar überhaupt nichts dagegen gehabt, ein paar Tage in Hamburg zu verbringen, aber das geht nun mal nicht. Anschließend noch ein letztes Mal bei Mattes vorbei, um das Vinyl-Cover abzusegnen und Freitag widme ich mich dann endlich mal intensiv dem Programm, das ich mit Werner Schmidbauer und Martin Kälberer bei drei Gigs in Bayern auf die Bühne zaubern will. Meine einzukölschenden Strophen hatte ich an den vergangenen Abenden schon erledigt und somit muss ich lediglich noch für Routine sorgen. Dazu gehört, dass ich mir unsere äußerst gelungene Aufg’spuit-Aufzeichnung noch einmal zu Gemüte führe. Abends dann mit Severin, Robin und Fisch zu Neil Young & Crazy Horse in die Kölnarena. Hammerkonzert – ausgesprochen guter Sound, prima Songauswahl und weitaus weniger Gefichtel als befürchtet. Fisch sagt auf dem Nachhauseweg, dass es gut war, Crosby, Stills & Nash als erstes gesehen zu haben, denn in umgekehrter Reihenfolge wären die Kollegen deutlich schlechter weggekommen. Samstag-Vormittag holt der Fisch mich ab. Das Ziel ist Bad Endorf am Chiemsee, wo wir die kommenden Tage proben. Wie erwartet ergeben sich keinerlei Probleme, alles läuft wie am Schnürchen. Wir wohnen in Prien, direkt am Chiemsee, abends isst man an der Strandpromenade und genau genommen fühlt sich das verdächtig nach Urlaub an. Am Dienstag nehmen wir für die BR-Fernsehserie „Gipfeltreffen“, die schon lange geplante bzw. aus Wettergründen verschobene Folge, in der ich von Werner Schmidbauer befragt werde, auf. Wir wandern zu einem Aussichtspunkt namens „Dreilinden“ und unterwegs findet eine Talkshow unter speziellen Bedingungen statt. Oben gibt´s „a´Brotzeit“ und es wird „aufg´spuilt“, während neugierige Kühe immer näher kommen, die mit ihren Kuhglocken immer noch nicht den Groove von „Honky Tonk Woman“ draufhaben. Auch dieser Tag fühlt sich nicht wirklich nach Arbeit an. Heute machen wir uns schon verhältnismäßig früh auf den Weg nach Wertheim, im nördlichen Zipfel von Bayern, eine Stadt die ich bisher immer nur aus einem frühen Nina Hagen-Song kenne: „…bei Wertheim kreuzt ein Salamander…“ Bayrisch spricht hier vermutlich keiner, wohl eher hessisch. Egal, wir treten im Burghof der Burg Wertheim auf, nicht ohne beim Soundcheck nochmal die meisten „zweisprachigen“ Songs angespielt zu haben. Das Konzert verläuft, wie nicht anders erwartet äußerst entspannt. Werner und Martin spielen die ersten drei Songs alleine und holen mich dann während „An einem Abend wie heit“ dazu. Kaum erwähnenswerte „Gast-Noten“, trotzdem werden wir morgen leichte Umstellungen vornehmen, weil wegen des Curfews am Schluss Songs wegfallen, die wir gerne noch gespielt hätten. „Hungry Heart“ wird zum Beispiel „Wie ´ne Stein“ ersetzen und ab und zu kann auch schon mal eine Strophe wegfallen, ohne dass das großartig ins Gewicht fällt. Ein Problem ist die Pause, denn die Leute vertrödeln wichtige Spielzeit. Ein Thema, zu dem wir uns vor allem im Zusammenhang mit unserer Unplugged-Tour mal ein paar Gedanken machen sollten. Neige vorläufig zur Domglocken-Lösung. Jedenfalls haben wir gemeinsam einen nahezu perfekten Abend verlebt. Der einzige Downer ist das bereits vor Ende des Konzerts abgebaute Catering. Es gibt also auch noch nach dreieinhalb Jahrzehnten Tournee-Erfahrung noch Überraschungen. Gut, dass der Wirt unseres Hotels („Schwan“) sich flexibel genug für ein „lebenserhaltendes Käsebrot“ erweist. Überhaupt ein lobenswerter Familienbetrieb, irgendwie passt das alles hervorragend zusammen.