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Freitag, 19.Juli 2013 – München/Tollwood

Diesmal stellen wir einen Rekord auf: Fisch und ich treffen bereits um 11:45 Uhr im Backstage-Bereich des Tollwood-Festivals ein, bevor überhaupt jemand anwesend ist, der uns einen dieser Garderoben-Container aufschließen kann. Egal, einen Kaffee gibt’s schon, also setzen wir uns unter einen Sonnenschirm und erledigen ein wenig Papierkrieg. Anschließend mache ich mich auf eine kleinen Streifzug über das Festivalgelände. Allerdings sind die meisten der Jahrmarktbuden noch nicht geöffnet, aber da der Nachmittag mit Terminen gepflastert ist, sehe ich meine einzige Chance überhaupt was zu sehen, um die Mittagszeit. Ein Interview mit Jochen Arntz von der Süddeutschen Zeitung. Diesmal für ein Buchprojekt, an dem er arbeitet. Später kommt dann Reinhold Neven-Dumont, mit dem ich mich wegen eines geplanten Böll-Abends anlässlich des 60.Jahrestags des Erscheinens von Heinrich Bölls ersten Roman bei Kiepenheuer&Witsch verabredet hatte. Er verbringt den Sommer am Ammersee, wohin er mich auch eingeladen hatte, aber leider/gottseidank fliegen Tina und ich ja am Sonntagmittag nach Cirali un dhaben bis dahin noch reichlich zu tun, was meine Frau aber nicht davon abhalten kann, heute extra nach München zu kommen, um Werner, Martin und mich auf dem Tollwood zu erleben – schließlich ist sie inzwischen in beiden Dialekten zuhause. Dürfen wir uns wohl als große Ehre anrechnen lassen. Wir spielen ein drittes Mal vor ausverkauftem Haus und wie es aussieht, funktioniert der Sund sogar ganz hinten in diesem riesigen Festivalzelt, denn die Hände sind an den entsprechenden Stellen oben. Es ist im Grunde genommen sowieso unglaublich, dass dieses eher kammermusikalische in dieser Kleinstbesetzung zweisprachig ankommt. Das kann nur daran liegen, dass durch die Fernsehserie „Aufg’spuilt“ meiner beiden Mitstreiter bekannt ist, dass man sich wirklich aufeinander einlässt, miteinander musiziert und eine dann doch gemeinsame Geschichte erzählt, nämlich die von Zusammenhalt. Alles wirkt sehr souverän und gelassen und da macht es dann auch nichts aus, wenn mir bei „Rita“ die A-Seite reisst und ich den armen Werner bei der kompletten Mundharmonika-Arie am Schluss alleine lasse, weil meine Klampfe plötzlich hoffnungslos verstimmt ist. Mir fällt auf, wie großartig das ist, wenn man auf der Bühne einen „Spannmann“ hat. Hans Süper hatte „dat Ei“ un dich vor vielen Jahren mal den Schmal. Leider kann man so was nicht einstudieren,… aber was heißt hier „leider“? .. Jottseidank, das wäre ja furchtbar!! Obwohl das Konzert bereits per „strict curfew“ um 22:00 Uhr beendet ist, verlässt kaum einer das Gelände vor Mitternacht, denn die beiden haben natürlich reichlich Verwandte und Freunde zu einer Art Backstage-Party eingeladen, darunter auch Sascha aus Garmisch-Partenkirchen, den ich seit der Salzjebäck-Tour kenne. Er bringt mir ein T-Shirt aus Rhani’s Heimatstadt Essaouira mit – und zwar in Abwandlung des Begriffs „Indianergeschenk“ ein „Piratengeschenk“, denn es zeigt einen Schädel mit zwei darunter gekreuzten Surfbrettern. Werde es in Ehren halten. Natürlich werden wir Musikanten nicht müde, uns gegenseitig zu versichern, wie viel Spaß diese kleine „EHSCHOWURSCHT-TOUR“ gemacht hat, uns sie eigentlich erst angefangen hat. Am liebsten würden wir morgen direkt schon wieder in der nächsten Stadt spielen. Aber das geht nun mal nicht aus Zeitgründen, denn für all steht einiges an. Für Werner und Martin das große Finale in der Arena von Verona am 12.August und für mich die heiß ersehnten drei Wochen in der Türkei. Morgen früh fliege ich mit Tina nach Köln, Papierkrieg und umpacken. Am Sonntag steht dann der Ahmed in Antalya am Flughafen, um uns einzusammeln.

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