Rebound
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Tufertschwil, Schweiz

Diese Woche beginnt mit dem ersten FC Spiel der Zweitliga-Saison in Ausgburg. Fahre mit dem Hellmän, der mit Jack Wolfskin wie aus heiterem Himmel als Hauptsponsor vom FC Augsburg auf deren Trikot gelandet ist, und Christian Springer, der seine Profikarriere nach dem Abstieg beendet hatte, zu diesem Auswärtsspiel. Zu unserer großen Freude entscheidet unser gemeinsamer Freund Mathias Scherz nach seiner Einwechslung mit einem Kopfball das Spiel endgültig für den 1.FC Köln. O:2 heißt das Endergebnis.

Für die Reise in die Schweiz wähle ich das Flugzeug. Denn am Tag vor dem Konzert stehen noch TV-und Pressetermine an. Carlo von der Schweizer EMI holt mich am Züricher Flughafen ab und fährt mich für die Promo nach St.Gallen.

Nach getaner Arbeit nach Münchwilen ins Hotel, wo dann auch die Crew und Teile der Band im Nightliner eintreffen. Gemeinsames Abendessen und schnell auf’s Zimmer, wo ich mir unbedingt Uli Wickerts Gespräch mit dem arg in Bedrängnis geratenen Günther Grass ansehen will. Fast schon amüsant, wie viel Scheinheiligkeit rund um sein outing als 17(!)-jähriges Waffen-SS-Mitglied im Spiel ist. Häme und Selbstgerechtigkeit aus der konservativen Ecke, aber auch der Verdacht, dass der Zeitpunkt des Geständnisses der Werbung für sein neues Buch nicht gerade abträglich ist und somit absichtlich gewählt sein könnte. Dies macht die Angelegenheit allerdings irgendwie unappetitlich.

Heute dann mit der Crew zum Festivalgelände, was mir vom Unterhaltungswert her die sinnvollere Variante zu sein scheint. Alles sehr entspannt hier: Die Status-Quo-Roadies haben bereits die Anlage aufgebaut, Unmengen meist leerer, weiß gestrichener Marshall-Fake-Schrankwände und Ampgehäuse, in die teilweise AC-30-Elektronik transplantiert wurde. Macht halt tierisch was her und gilt unter Freunden „ehrlicher“ Männermusik seit ewigen Zeiten als Standard.

Pünktlich um 15:30 fängt das Programm mit den Schweizer Mundartpionieren „Span“ an, danach „Dr. Feelgood“, „Thunder“ und um 21:30 Uhr sind wir an der Reihe. Da auch die Wetterverhältnisse optimal sind, streune ich vorher ausgiebig über das Festival-Gelände und checke in aller Ruhe unzählige Hippie-Bedarfsstände auf altartaugliche Devotionalien ab.

Nettes Publikum, wie schon letzte Woche in Laax. Das einzige was langsam anfängt zu nerven, sind diese Fotohandys, die jetzt offensichtlich jeder besitzt. Und wenn einer dann anfängt, ein gemeinsames Erinnerungsfoto zu knipsen, führt das automatisch zu einem Auflauf, dem man nur unter Mühen wieder entkommt.

Setze mich schließlich in den Backstage-Bereich und lese weiter Frank Schätzings Roman „Der Schwarm“, den ich ursprünglich auslassen wollte. Gut, dass ich es mir anders überlegt habe, denn auch wenn es sich hierbei nicht unbedingt um große Weltliteratur handelt, muss ich zugeben, dass mich dieser Öko-Thriller weitaus mehr beschäftigt, als ich angenommen hatte.

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