Rebound
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Sonntag, 27. April 2014 – Wuppertal / Historische Stadthalle

Meine spätnächtlichen Maßnahmen haben wohl irgendwie gefruchtet, jedenfalls werde ich nicht vor neun Uhr wach und offensichtlich ist das Fieber weg. Denke, ich bin über den Berg, auch wenn ich mir alle zehn Minuten die Nase putzen muss und sich mein Elfenstimmchen entsprechend nasal anhört. Schon früh in die Halle rüber, was ja nur ein Katzensprung ist, und unmittelbar kommen die Bilder aus dem Jahr 1982 zurück, als wir hier, in der noch nicht renovierten Halle ein Konzert gespielt haben , nach dem der Begriff „proppenvoll“ neu definiert werden musste. Die Menschen standen dicht gedrängt wie die Sardinen vor der Bühne wie auch auf den Rängen und obwohl etliche Mädels ohnmächtig wurden ist nichts wirklich Schlimmes passiert. Wir kamen uns jedenfalls vor wie die Beatles in „A Hard Days Night“ und ich kann nicht behaupten, das wir damals auch nur halbwegs geschnallt haben, was da mit uns gerade passierte. Okay, das ist jetzt 32 Jahre her, inzwischen habe ich mit der WDR Big Band hier drinnen gespielt und erst im letzten Jahr war ich eingeladen, mir Procul Harum in dieser Halle anzuhören. Die Akustik ist für verstärkte Instrumente nicht unbedingt einfach, denn die Halle wurde ja in einer Zeit gebaut, als es noch keine Beschallungsanlagen gab, dementsprechend gut funktionieren hier Symphonie-Orchester. Aber da wird auf unseren Achim vertrauen können, sind wir unbesorgt. Nach dem Routine-Soundcheck keinerlei Probe von irgendwelchen Nachrückern, sondern die Tourabschnittsfinale-Bescherung. Da wir uns ja nach dem Gig in die verschiedensten Himmelsrichtungen davonbewegen, hat es sich Mathias nicht nehmen lassen an Crew und Band Geschenke zu verteilen. Unter anderem gibt es für jeden Teilnehmer der Tour einen eigenen Wäschesack mit eingestecktem Tourlogo und dem jeweiligen Namen. Muss wohl im Nightliner öfter mal thematisiert worden sein, dass es nirgendwo ausreichend große Wäschesäcke zu kaufen gäbe und deswegen das Problem mit tausenden von Plastikbeuteln gelöst wird. Desweiteren sind Tina und Carsten aktiv geworden, indem jeder Teilnehmer mit Sebastian Krügers W.N. -Bart-Bild vor einer unteren Gesichtshälfte fotografiert wurde und alle so entstandenen zwanzig Portraits auf eine Leinwand drucken ließen. Für jeden gibt es ein eigenes Exemplar. Ein sehr schönes Souvenir an eine Tour die gottseidank noch nicht zu Ende ist, sondern lediglich eine Pause einlegt. War schon ein ziemlicher Ritt von den Proben an der Mosel bis nach Wuppertal. Keiner konnte sich Anfang März sicher sein, ob das Konzept funktionieren würde oder ob wir uns heiße Ohren einfangen würden. Dass es dann aber ein dermaßener Homerum werden würde, hätte auch niemand zu tippen gewagt. Das alles wäre nicht möglich gewesen ohne die großartige Flexibilität aller Beteiligten, denn alles das, was sich die Band (allen voran Anne und Ulle) ausgedacht hatte, musste ja dann letztendlich auch roadtauglich umgesetzt werden. Tausend und ein exotisches Instrument spielen ist die eine Sache, aber es Abend für Abend so tontechnisch abzunehmen, dass es auch wirkt, ist die andere. Wenn die Crew bei einer solchen Unternehmung nicht mit im Boot sitzt, kann man so was direkt vergessen. Da heute Tourabschluss-Jokes erlaubt sind, lassen sich die Jungs natürlich auch nicht lumpen: Jürgen wird in Ketten gelegt, weil ich ab und zu mal damit gedroht hatte, ..“Hektor von der Kette zu lassen“, und Rhani sieht sich plötzlich bei seinem Solo mit vier maskierten Gestalten konfrontiert, die sein Percussion-Set mit Schwarz-Rot-Goldenen Plastiktrommeln komplettieren. Er bezieht sie selbstverständlich ein, und nachher kommt jemand auf die Idee, die Dinger zu signieren und für Rebound zu versteigern. Okay, kann man machen. Bis auf meine immer noch ziemlich nasal klingende Stimme spielen wir ein weiteres perfektes Konzert., wo jetzt auch endgültig die Songauswahl stimmt, denn darauf als vorletztes Lied „Songs sinn Dräume“ zu spielen, sind wir nur durch Zufall gekommen, weil wir unbedingt diesen Song für das Live-Album aufnehmen wollten. Und siehe: Es macht am Ende der musikalischen Weltreise auf unseren fliegenden Teppichen deutlich mehr Sinn als „All die Aureblecke“. Auch „Souvenirs“ passt besser als „ Woröm dunn ich mir dat ahn?“.
Nach der Show herzliche Verabschiedung von der Crew und ich weiß jetzt schon, dass die Wiedersehensfreude riesig sein wird. Geschlafen wird diesmal in Köln.

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