Rebound
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Sonntag, 20.März bis Sonntag, 27.März 2011 – Berlin / Mainz / Düsseldorf / Köln / Baden-Baden / Ludwigsburg / Karlsruhe / Köln

Typischer Fall von Promotourwoche. Treffe mich mit Helmut am Sonntagnachmittag auf dem Köln-Bonner Flughafen, um nach Berlin zu fliegen. Hier ist für den Abend eine kurze Probe bei Micha zuhause geplant, bevor wir am Montagmorgen ab 5.30 Uhr zu Dritt drei Songs unplugged im SAT1-Frühstücksfernsehen zum Besten geben. Klappt alles unfallfrei. Danach bin ich wieder alleine unterwegs. Diverse Radio- und Presseinterviews, es macht sich endgültig der Eindruck breit, dass wir diesmal richtig Rückenwind haben. Dennoch bin ich auf die erste Blutgrätsche mental vorbereitet. Wäre ja noch schöner, wenn die mal ausbliebe.
Am Dienstagmorgen erneut in Allerherrgottsfrühe aus dem Bett, Flug nach Frankfurt und weiter nach Mainz zum ZDF-„Mittagsmagazin“ auf dem Lerchenberg und danach unzählige Presse- und Radiotermine im Großraum Frankfurt / Mainz.
In der Nacht fährt mich Holger noch nach Düsseldorf wo ich übernachte, weil ich keine Lust habe am Mittwochmorgen auf dem Weg zu „Volle Kanne“ in den Köln-Düsseldorfer Berufsverkehr zu geraten. Nach der Sendung werde ich vom Fahrtdienst nach Köln ins Büro gebracht, wo ich nach zwei weiteren Interviews eine Stunde Zeit reserviert habe, um mit Oliver die Textpassagen für die heutige Lesung auf der lit.COLOGNE zusammenzustellen. Wir legen die Erfahrungen aus Leipzig zugrunde, tauschen Songs aus und wählen vor allem auch unter dem Aspekt „Familienanwesenheit“ aus. Im „Großen Sendesaal“ des WDR (Klaus-von-Bismarck-Saal) treffe ich zum Soundcheck Gert Scobel, der heute moderiert. Seinen Vorschlag, jeweils vor jeder Textpassage mit dem dazugehörenden Song auch ein Gespräch zu führen, setzen wir um. Das erfordert zwar noch mehr Konzentration von mir, nützt aber eindeutig dem Gesamtzusammenhang der Lesung. Mit einem mir unbekannten Moderator würde ich so was nicht wagen, aber mit Gert Scobel geht so was. Zwischendurch natürlich auch noch ein paar Interviews, inklusive dieser langsam lästig werdenden Stellungnahmen zum Thema Japan-Katastrophe und allem was damit zusammenhängt. Das fühlt sich inzwischen nach Abfragerei an. Muss aufpassen, mich da nicht in einem ungewollten Maß reinziehen zu lassen. Wenn ich mich vor einen Karren spanne, dann such ich mir den selber aus. Die Lesung verläuft diesmal optimal, Gert Scobel ist tatsächlich ein idealer Partner für so was, mal ganz abgesehen davon, dass er im gleichen Maße von Buch und Album angetan ist. Die beste Nachricht des Tages ist dann die, dass meine Autobiografie in der Spiegel-Bestsellerliste auf Platz 16 gestiegen ist.
Donnerstagmorgen wieder früh raus, mit Didi nach Baden-Baden zum ARD-„Buffet“. Was ich allerdings hier soll, ist mir schleierhaft. Der Trailer, den die Redaktion zusammengeschnitten hat, hat absolut nichts mit dem neuen Album, dem Buch oder der anstehenden Tour zu tun, und es ist auch nur mit Nachdruck vermittelbar, dass ich nicht aus Zeitvertreib durch die Gegend hetze sondern auf Promotour bin. Mein Mitteilungsbedürfnis, wie man sich denn als Rock`n’Roller im biblischen Alter von sechs Jahrzehnten fühlt, hält sich ansonsten nämlich ziemlich in Grenzen. Keine Ahnung, wie jemand auf den Gedanken kommen kann, ich hätte Freude daran, mich eine Dreiviertelstunde in eine Magazinsendung neben einen Fernsehkoch zu setzen, wenn ich da unsere Aktivitäten nicht promoten darf. Weiter geht’s nach Ludwigsburg, wo am selben Abend Wieland Backes „Nachtcafé“ aufgezeichnet wird. Das Thema „Dialekt“ kommt mir natürlich wie gerufen, und die altmodisch verbindliche Art des Ur-Talkshowmasters ermöglicht eine ebenso lockere wie ausführliche Diskussion zwischen den unterschiedlichsten Gästen, vom bayerischen Hardcore-Traditionalisten, den man tatsächlich nur unter großen Mühen verstehen kann, bis zu einer Dame, die Menschen mit Karriereambitionen ihren Dialekt austreiben kann. Nicht ganz einfach, hier sachlich zu bleiben, denke aber, dass uns das für Talkshow-Verhältnisse ganz gut gelungen ist.
Freitagmorgen weiter nach Karlsruhe, wo ich am Abend im Rahmen einer Radio Regenbogen-Gala zum Medienpreis aus Baden Württemberg den Charity-Award verliehen bekomme. Meine Bandkollegen sind auch zugegen und nachdem Alfred Biolek meine Laudatio verlesen hat, spielen wir – wenn auch playback – zum ersten Mal in voller Besetzung den Titelsong unseres neuen Albums: Immerhin!! Über den Rest der Veranstaltung bereite ich mal besser den Mantel des Schweigens. Bin nicht sicher, ob ich so was wirklich brauche.
Samstagmorgen natürlich erneut früh aus den Federn, im Saturn Köln ist für 12.00 Uhr eine Autogrammstunde der kompletten Band angekündigt, aus der natürlich fast zweieinhalb werden. Enormer Andrang, den Leuten gefällt, was wir das rausgebracht haben, wir sehen uns bestätigt. Gutes Gefühl! Noch drei Interviews und endlich nach Hause aufs Sofa, Länderspiel mit anschließendem Tiefschlaf! Den Sonntag verbringe ich mit dem Abtragen meines während der Woche aufgetürmten Papierberges, und ich bereite mich nebenbei noch auf die kommende Woche vor. Die Schlagzahl wird so schnell nicht nachlassen.

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