Rebound
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Samstag, 30.Juni 2012 – Heinsberg / Marktplatz

Die vergangenen zwei Wochen in abwechslungsreicher Weise verbracht. Am Montag, den 18., habe ich mich mit Hans-Peter Fuß vom Bonner General-Anzeiger vor Ort auf die Spuren meiner Rheinbacher Vergangenheit begeben, woraus mal eine kleine dreiteilige Serie werden soll. Für mich persönlich war natürlich das Beeindruckendste der Besuch im Gebäude meines ehemaligen Internats und da vor allem der Waschraum. Alles wie in Bernstein gegossen; die drei riesigen Rundbrunnen mit jeweils acht Wasserhähnen, die gekachelten Fächer mit den Nummern und die einsehbaren Duschkabinen, damit Pater L. auch immer schön was zu gucken hatte.
Dienstags Arsch Huh-Meeting, mittwochs Aufzeichnung für „Mona Lisa“, und für die kommenden drei Tage reist Oliver an, um weiter am Buch zu arbeiten. Arbeitstitel: Ede Wolf II. Am Sonntag mit ihm und meiner Tochter Jojo nach Bonn in die Anselm Kiefer-Ausstellung, deren Eröffnung wir aus fußballtechnischen Erwägungen versäumt hatten. Großartige Ausstellung, denke nicht, dass ich in diesem Jahr noch was besseres zu sehen bekomme. Könnte mir sogar vorstellen, sie mir mit dem Rest meiner Familie nochmal anzusehen.
Am Tag drauf dann mit Isis und Severin in die KölnArena zum Tom Petty-Konzert und auch hier denke ich, dass das so schnell nicht zu toppen sein wird. Unglaublich gelassen und unaufgeregt gehen diese Urgesteine zu Werke, der Sound stimmt, das Licht und natürlich auch die Songauswahl. Jetzt merke auch ich mal wie das ist, wenn man auf „Into the great wide open“ wartet und das Stück nicht stattfindet. Aber so ist das nun mal mit der Qual der Wahl: Ein Luxusproblem!
Den Dienstag über Papierkram und ein paar Telefoninterviews und am Mittwoch nach Bornheim, um in Mike Hertings Studio mit Hans Süper, den Bläck Fööss Bömmel und Hartmut sowie dem Schlagzeuger Willi Ketzer drei Songs aufzunehmen. Großes Vergnügen.
Am Freitag mit Didi, Robin und Rhani zum Lou Reed-Konzert in Bonn. Solange der Mann seine eigenen Songs spielt, ist alles o.k., bloß mit diesem Metallica-Unfug kann ich überhaupt nichts anfangen. Warum in aller Welt liest er sein Gedichte zu endlos wiederholten Hardrock-Riffs vor? Sorry, aber da hat sich ein Karriereplaner was ausgedacht, was überhaupt nicht funktioniert. Da wollte man wohl Synergie-Effekte erzeugen und hat das Gegenteil erreicht. Jede Wette, dass er bei der vorigen Tour, wo er „Berlin“ nochmal auf die Bühne gebracht hat, mehr Publikum in die Gronau gezogen hätte als diesmal. Dieser Quatsch hat die Leute abgeschreckt. Dennoch haben sich diese zwei Stunden gelohnt, denn nur ungefähr 1/3 bestand aus dem Lulu-Material, der Rest war zwar speziell, aber 100% Lou Reed.
Heute dann in Heinsberg endlich wieder selbst spielen. Rhani nehme ich direkt mit, denn selten genug bietet sich die Gelegenheit mit unserem Lieblingsmarokkaner aufzutreten. Wir spielen vor allem zwei bärenstarke Versionen von „Millionen Meile“ und „Noh Gulu“ gemeinsam. Hoffe inständigst, dass Rhani Zeit hat, wenn wir dann im nächsten Jahr tatsächlich mal unsere Unplugged-Tour spielen. Der Wettergott ist uns hold, der Marktplatz ist ordentlich voll, und wir haben endlich die Gewissheit, dass bei optimalen Bedingungen auch im Freien „Halv su wild“ mit neuem Intro als Opener taugt und sogar im Halbdunkel „Augenblecke“ und „Paar Daach“ funktionieren. Neu heute ist per Zufall mein Homburger-Hut, den ich eigentlich ja nur mitgebracht hatte, um mich bei der Süper-Nummer als „Ei“ zu verkleiden, der aber dann von der Band einstimmig als „cool“ bezeichnet und für die komplette Show angeordnet wurde. Naja, wie sagte meine Mutter doch so treffend: „Ne schöne Jung kann nix entstellen.“ Merkwürdig der Gedanke, dass wenn wir erst wieder in 30 Jahren in Heinsberg spielen würden, ich dann 91 wäre. Im Dezember 1981 sind wir hier zuletzt aufgetreten.

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