Rebound
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Samstag, 14.Mai 2011 – Memmingen, Kaminwerk

Das Erste, was mir zu Memmingen einfällt, ist ein Open Air-Festival auf einem Stoppelfeld, bei dem vor uns Bob Geldof spielte. Es fand im „Pik Sibbe“-Sommer statt, wir waren von Köln-Wahn aus mit einer gemieteten einmotorigen Propellermaschine eingeflogen, und es war an diesem Tag dermaßen heiß, dass die Zuschauer ihre hart erkämpften Platze vor der Bühne in den Umbaupausen freiwillig aufgaben, um in den Schatten zu flüchten. Die zweite Erinnerung ist die an unseren, offensichtlich unter größter Geheimhaltung hier stattgefundenen Gig der „Sonx“-Tour. Zuschauerminusrekord, das einzige Plakat, das auf uns hinwies, hatte ich damals in der Tiefgarage der Halle entdecken können. Dabei hatte ich für meine Erkundungsspaziergänge einen kompletten Off-Tag und den Show-Tag zur Verfügung. Das Größte in solchen Situationen ist, vor Ort BAP-Fans zu begegnen, die einen fragen, was man denn in ihrer Stadt mache.
Heute gilt es nach unserer Ankunft natürlich erst einmal eine SKY-Kneipe aufzutun, in der man die Konferenz des letzten Bundesligaspieltages sehen kann. Drei Häuser neben dem Hotel werden wir mit dem „City-Pub“ fündig. Das Lokal ist fest in kroatischer Hand, lauter nette Jungs, die allerdings alle gleichzeitig mit großer Lautstärke unentwegt aufeinander einreden. Da wir natürlich kein Wort kroatisch verstehen und der ebenfalls brüllend laute Flachbildfernseher zusammen mit dem Stimmengewirr einen infernalischen Pegel verursachen, sind wir froh als dieser Spieltag dann offensichtlich für Olivers Fohlen und meine Geißböcke endlich versöhnlich ausklingt. Die BAP-interne Erstligatabelle: Locke wird Meister, Tanja überrascht alle, Real Madrid vom Rhein schließt auf dem 10.Platz ab, Oliver muss in die Relegation, Jürgen und Rainer steigen ab und Anne, unsere Neu-St.Paulianerin, ebenfalls. Bis auf das DFB-Pokalendspiel, die beiden Relegationsspiele und die Frauen-WM steht uns jetzt allen wieder diese entbehrungsreiche saure Gurkenzeit bevor. Lenken wir uns mit hoffentlich traumhaften Open Airs ab!
Auch die heutige Lesung verläuft wieder traumwandlerisch. Die Ideallinie bleibt bestehen, lediglich eine Stelle werden wir nur für Berlin austauschen. Denke, dort sollte man noch mal etwas über unsere geplatzte DDR-Tour aus der Innensicht vortragen. Aber erst mal steht ein radikaler Wechsel ins Paralleluniversum an. Sonntag Reisetag nach Köln, Umpacken, Umrüsten, Papierkrieg, Montag weiter nach Osnabrück zur Band.
In der Süddeutschen finde ich einen kurzen Artikel bezüglich der vermeintlichen Zensur der Setliste des Pekinger Dylan-Konzertes vor ein paar Wochen. Der Meister hat selbst in seinem Blog (www.bobdylan.com/news) Licht in diese Angelegenheit gebracht und somit bestätigt, was ich unter anderem dem Berliner Tagesspiegel zu diesem Thema gesagt hatte, ohne die exakten Fakten zu kennen.
„Zahlreiche Medien hatten behauptet, dass Bob Dylan mit seiner Band in Peking habe auftreten wollen, aber keine Genehmigung erhielt. Als Monate später bekannt wurde, dass er dort 2011 spielen würde, kamen Journalisten des Magazins Billboard zu dem Schluss, Bob Dylan hätte sich dem Regime und dessen Zensur gebeugt.
Dylan streitet das vehement ab. „Uns wurde nie eine Genehmigung verweigert, in China aufzutreten“, schreibt er. Verantwortlich für die falsche Nachricht sei ein chinesischer Promoter gewesen, der damals versucht hätte, ihn im Rahmen einer Asien-Tour nach China zu bringen. Möglicherweise habe der Promoter schon Tickets gedruckt, bevor er eine negative Antwort bekam, mutmaßt Dylan. „Um seinen Kopf zu retten, behauptete er, ein chinesisches Ministerium habe uns nicht erlaubt, dort zu spielen.“
Die Vorwürfe von Menschenrechtsaktivisten, Dylan habe die Setliste vor den geplanten Auftritten in Peking und Shanghai von Zensurbehörden absegnen lassen, seien falsch. Das Regime habe zwar nach den Titeln der Songs gefragt, die er spielen wollte. Aber da es „keine logische Antwort“ auf eine solche Aufforderung gebe, habe er eine Liste der Lieder geschickt, die er auf seinen letzten Konzerten gespielt hatte. „Wenn Songs, Verse oder Zeilen zensiert wurde, habe ich das nicht erfahren“, schreibt Dylan. „Wir haben alles gespielt, was wir spielen wollten.“ Vermisst wurden vor allem die Protestsongs „Blowin’ In The Wind“ und „The Times They Are a-Changin’“.

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