Montag und Dienstag, 04. u. 05. Juni 2012 – Köln / Gloria
Am Montag Nachmittag läuft Oliver ein, um die beiden Gloria Lesungen als lebendiges Vorwort zu veredeln. Fast so, als wäre seitt der letzten regulären Veranstaltung dieser Art vor acht Monaten nichts passiert. Doch als er ans Ende seiner Aufführungen gelangt, wird uns allen – vor allem mir – bewusst, welches Schwein ich gehabt habe. Nach wie vor unerklärbar, aus welchem Grund ich dermaßen zuversichtlich war, dass ich sogar Ärzte, Therapeuten und Pflegepersonal beruhigt habe. Manchmal wird mir mein Gottvertrauen – egal, ob der nun eine Krone oder einen Turban trägt – regelrecht unheimlich. Jedenfalls ist es nicht unbedingt einfach, nach Oliver auf die Bühne zu steigen und all das im Kopf zu haben. Irgendwie erwischt mich das auf dem falschen Fuß. Versuche mit ein paar Gags über die Runden zu kommen („… gebildeter Mann, aber von Fußball hat der keine Ahnung“.. etc.), aber es dauert seine Zeit, bis ich in der ersten Lesepassage bei der Sache bin. Dann aber läuft wieder alles wie am Schnürchen, wenn man mal von der sich ständig verstimmenden zweiten Gitarre, der mit dem Kapo im zweiten Bund, absieht. Blöde Situation, denn einmal muss ich „Aljebra“ neu anfangen, nachdem ich mich beim Vorspiel entschieden hatte, doch noch mal nach zu stimmen und besonders blöde – beim ersten Song nach der Pause (Maat et joot) ist das Teil schon wieder hoffnungslos verstimmt. Diesmal breche ich nicht ab, weil ich das eigentlich auch keinem vermitteln könnte, sondern prügle mich durch eine Art Punk-Version des Songs, viel zu schnell und viel zu laut gesungen, damit man von dem Elend nichts mitkriegt. Als ich dann auch noch, ob der Lichtverhältnisse auf der Bühne, die falsche Mundharmonika zu „Vill passiert“ erwische, reicht’s mir eigentlich. Schade, eine makellose Lesung wäre mir lieber gewesen, aber Driss passiert halt und ist genau genommen – wie Oliver mir danach glaubhaft versichert – auch nur halb so wild. Schade auch deshalb, weil heute Abend unter anderem Bernd Odenthal, der die Band 1978 vor dem Aus bewahrt hat sowie Anne und Klaus Zimmer anwesend sind, durch die ich ihn ja am Strand von Parga kennen gelernt hatte. Ansonsten aber wirklich eine gute Lesung.
Am Dienstag nehme ich für „Sinnflut“ „Ruut-wiess-blau“ ins Programm, auch wenn ich den Song definitiv nicht am 1.Mai ’78 auf dem Neumarkt gespielt hätte, weil er halt erst im darauffolgenden Sommer auf Zakinthos geschrieben wurde. Egal, er steht trotzdem für die Kneipen-Gigs-Ära und „Sintflut“ hat sich bei mir irgendwie abgenudelt. Wie ich ja aus Erfahrung weiß, sollte man spätestens dann auswechseln, wenn man über seine eigenen Witze nicht mehr lachen kann. Bei gegebener Zeit kann man solche Lieder ja dann reaktivieren.
Der vermutliche Nachhol-Gig läuft dann aber dermaßen rund, dass ich mich ein weiteres Mal ärgere, ihn nicht mitgeschnitten zu haben. Irgendwann werde ich das noch bereuen. Wenn er im Oktober mit den Lesungen weitergeht, sollten wir da unbedingt mal dran denken. Eigentlich schade, dass jetzt schon wieder mit den Lesungen Schluss ist, hätte da gut und gerne noch ein paar zwischen den Open Airs gespielt. Aber wir sollen ja vorsichtig sein und den Ball flach halten. Okay, okay!!