Rebound
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Donnerstag, 7.April bis Sonntag, 10.April 2011 – Hamburg / Frankfurt / Mainz / Köln / Hamburg

Donnerstagvormittag tatsächlich mal zwei Stunden Zeit, ein wenig durch die Hamburger Innenstadt zu streunen, dann mit der Lufthansa nach Frankfurt. Erste Station in dieser Gegend ist die SWR-„Landesschau“, eine TV-Magazinsendung, in die mich unser alter Kumpan Markus Böswald mit schöner Regelmäßigkeit einlädt. In Frankfurt treffe ich dann Helmut, der aus Köln angereist ist, um mit mir gemeinsam die vierstündige Radiosendung unseres legendären Radio-Helden Werner Reinke (siehe „Eddies Radio Show“!!!) auf HR1 zu bestreiten. Immer eine große Ehre und ein Fest, sowas erleben zu dürfen. Abgesehen von den Songs unseres neuen Albums liegt die Programmgestaltung zu 100 % bei uns, und da nun mal vier (!) Stunden zur Verfügung stehen, kommen diesmal nicht nur die üblichen Verdächtigen zum Zuge. Das mit dem live-&-unplugged-Spielen hingegen gerät deutlich kürzer als geplant, denn Helmuts Atemwege verschließen sich ob seiner Influenza im Laufe des Abends immer mehr. Mit Ach und Krach schaffen wir „Noh all dänne Johre“ und beschließen dann, „Moment“ und „Halv su wild“ ausfallen zu lassen bzw. vom Album zu spielen.
Was „Halv su wild“ betrifft, ist single-mäßig übrigens so eine Art GAU passiert, denn weil man angesichts der Lage in Japan keinesfalls behaupten könne, es sei alles halb so wild, bekommt die Nummer so gut wie kein Airplay. Julis Song „Perfekte Welle“ war seinerzeit beim Tsunami an der indonesischen Küste immerhin schon ein Hit, als er aus Playlisten genommen wurde, unser tröstendes „Halv su wild“ hingegen war vom ersten Fernsehauftritt an (siehe 14. März) chancenlos. Sowas nennt man wohl Rohrkrepierer. Seit Freitag ist – wie wir erstaunt feststellen – der um eine Strophe gekürzte Radio Edit von „Et Levve ess en Autobahn“ an seine Stelle ins Rennen geschickt worden – eigentlich wollten wir ihn erst zum Tourstart veröffentlichen. Keine Ahnung, ob der jetzt noch was vom Teller zieht, der Single-Aufschlag zur Promotour verlief jedenfalls megasuboptimal. Stallorder und japanische Großkatastrophen lassen einen einfach alt aussehen, da kann man nichts groß dran machen.
Freitagmorgen um halb drei betrete ich dann heimatlichen Boden, nicht mal unser Hund registriert mich noch. Tiefschlaf, und am späten Vormittag sammelt mich Didi ein, um mit mir nach Köln-Hürth in die Fernsehstudios zu fahren, „Mein Song – Das Finale“ steht an. Im Laufe des Januars hatte KI.KA. (der Kinderkanal von ARD und ZDF) angefragt, ob ich nicht die kurzfristig ausgefallene Nina Hagen vertreten könne, und nachdem ich mich mit den Spielregeln dieser Angelegenheit vertraut gemacht hatte, hatte ich zugesagt. Am 31. Januar haben wir aufgenommen (den Eintrag im Logbuch aber aus Exklusivitätsgründen zurückgehalten, was übrigens jetzt nachgeholt wurde),

und heute stehe ich also als Pate von Lilly (Lilias Luz) mit ihrem Song „Fill My Life“ unter den acht Finalteilnehmern auf der Bühne. Wirklich toll geworden, Lillys Lied, vor allem gefällt mir, dass sie nicht wie einige andere Finalisten versucht, erwachsen zu wirken. „Fill My Life“ ist einfach authentisch, weil der Song von ihr handelt und tatsächlich ihre Geschichte erzählt. Was allerdings die Finalveranstaltung selbst betrifft, so fühle ich mich leicht im falschen Film. Zwar ist man wie vereinbart so behutsam, lediglich den Sieger und kein Verlierer-Ranking zu präsentieren, aber die Show selbst läuft natürlich als Einschaltquoten-Gründen so „Bravo“-mäßig wie befürchtet ab. Da kann ich sooft, wie ich will, darauf hinweisen, dass Musik nichts mit Stabhochsprung gemeinsam hat, und dass es mir lieber wäre, man würde alle acht Finalisten zum Sieger küren und im Verlauf des Abends ihre Arbeit und die Arbeit daran erklären – ich bleibe ein überflüssiger Rufer in der Wüste. Glamour bringt halt Quote. Warum sollte das auf KI.KA anders sein?! Nutze die Affhängerei-Phase, um Jan Wördenweber noch ein paar Fragen zu seiner Serie in der „Kölnischen Rundschau“ zu beantworten und füge mich in mein Schicksal. Immerhin bin ich heute mal vor Mitternacht zuhause, das samstägliche Familienfrühstück allerdings entfällt, weil ich ab 10.00 Uhr erst mal ins Büro muss, um die dringendsten Fälle meines Papierbergs zu erledigen, und danach weiter nach Hamburg in die NDR-Magazinsendung „DAS!“ Erfreulich gut und liebevoll vorbereitet, drei verhältnismäßig lange Gesprächsblocks und der Titelsong der Autobiographie live & unplugged, kein Fernsehkoch, kein Teenie-Gekreische. Geht doch! Bei meiner Rückkehr im Hotel erwartet mich der inzwischen aus Stuttgart angereiste Jeheimrat, wir nehmen uns ein Taxi und lassen uns ins Abaton-Restaurant fahren, wo ich noch am Mittwoch mit Jens Petersen zu Mittag gegessen hatte. Das Murmeltier grüßt laut und deutlich. Da jegliche Ballnacht bis auf Weiteres aus Konditionsgründen gestrichen ist, danach ins Bett, wo ich nicht einmal das ZDF-„Sportstudio“ bis zum Schluss erlebe, bin einfach ziemlich platt.
Sonntagvormittag zum NDR zur Matinee, die Hoffmann und Campe als Hamburger Buchpräsentation ausrichtet. Die Veranstaltung findet in Anwesenheit sämtlicher NDR-Oberen in einer Art Hörsaal auf dem NDR-Gelände statt und fällt offensichtlich unter die Rubrik „Große Ehre“. Nach einem kleinen Empfang in einem Nebensaal beginnt die Matinee mit einem lockeren, dreiviertelstündigen Gespräch, das der vertraute Rock-Fachmann und Moderator Peter Urban mit mir führt, danach lese und spiele ich ein paar ausgewählte Passagen aus unserer Auswahl aus der Auswahl aus der Auswahl. Selbstverständlich überschreite ich die auf 75 Minuten beschränkte Gesamtlaufzeit der per Livestream öffentlich gemachten Veranstaltung und bin mir auch dessen bewusst, dass es nicht einfach sein wird, da eine halbe Stunde rauszukürzen, aber das war ich den glücklichen Ticket-Gewinnern irgendwie schuldig. Ebenso wie die ebenfalls überlange Signierstunde danach. Schade, dass ich dadurch keine Gelegenheit mehr hatte, noch mit den NDR-Granden über „Rebound“ zu reden, aber was will man machen?! Das FC-Debakel in Mönchengladbach geben wir uns in einer Sportsbar gegenüber vom „LOGO“ und danach fahren wir auf ein Hausboot namens „Engel“, um mit Jens Petersen, unserem ebenso großherzigen wie liebenswerten Lektor, zu Abend zu essen. Alles ist gut. Heimfahrt nach Altona mit der hiesigen Ausgabe des „Müllemer Böötchens“, noch ein Absacker in einer Straße aus Wims Film „Der amerikanische Freund“, und erneut eine für Rock’n’Roll-Verhältnisse viel zu frühe Nachtruhe.

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