Rebound
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Dienstag, 3.Mai 2011 – Minden, Stadthalle

Nach dem Frühstück noch schnell auf ein Stündchen durch den Ortskern von Monschau. In Sachen Christo hat sich wie vermutet nichts getan. Didi hat schlecht bzw. kaum geschlafen, Magen-Darm-Probleme, sodass ich das Fahren übernehme, damit er sich noch etwas ausruhen kann, bis wir vor Ort sind. Zwanzig Jahre her, dass wir hier auf „Kanzlers Weide“ gespielt haben. Das war der denkwürdige Tag, an dem mich Dave Stewart, der im Rahmen dieser Festival-Tour (mit den Newcomern PUR und Fury in the Slaughterhouse als Opener, Dave Stewart & the Spiritual Cowboys, Bob Geldof & the Vegetarians of Love und BAP als Headliner) bei mir anfragte, ob er nicht eine Strophe unseres damaligen Rausschmeißers, Bowies „Heroes“, mitsingen könne. Ich muss nicht schlecht gestaunt haben, dass mich ein Weltstar seines Formats (immerhin war der Mann eine Hälfte der Eurythmics und arbeitete mit Bob Dylan zusammen!) so etwas fragte. Mein Ja bedeutete dann, dass er ab Minden jedesmal locker mindestens zwei Stunden länger auf dem Gelände bleiben musste als vertraglich vereinbart. Wenn Bob Geldof als Vorletzter spielte, sogar über drei Stunden, denn auch diese beiden Formationen wechselten sich ab. Seitdem rangiert Dave ganz oben in meinen Top Ten der Überzeugungstäter. Sogar ein Foto von dieser Geschichte auf „Kanzlers Weide“ existiert. Es zeigt uns beide, unmittelbar nachdem ich Dave in seinem Trailer die Akkorde von „Heroes“ gezeigt hatte und wir gemeinsam seine Strophe ausgewählt hatten. Wie der Zufall es wollte, ist es (in Ermangelung eines Fotos mit Bob Geldof) sogar auf Umwegen im Buch gelandet. Das T-Shirt, das ich darauf trage, ist übrigens ein Unikat, das mir Dave damals geschenkt hat, ich halte es nach wie vor in Ehren.
Nach meiner Ankunft mache ich mich erstmal auf den Weg, um mir die Innenstadt von Minden anzusehen. Sieht irgendwie so aus, als hätte der Standort Minden Probleme – reichlich Billigläden, lediglich zwei luxuriösere Shopping Malls, die dem leidenden Einzelhandel natürlich auch nicht gerade auf die Beine helfen. So wie Singen die Maggi-Stadt ist und Wangen die Lavamat-Stadt, erfahre ich, dass Minden vor allem die Melitta-Stadt ist. Reisen bildet. Das hiesige Stadttheater würde ich jedenfalls am liebsten mit auf Tour nehmen, bessere Bedingungen kann man nicht vorfinden. Ideale akustische Verhältnisse für das, was ich auf dieser Lese- und Singreise tue, und auch die Sicht auf die Bühne ist von allen Plätzen aus einmalig. Wiederholt frage ich mich während der Veranstaltung, ob ich überhaupt elektronisch verstärkt werde. Ein Traum.

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