Rebound
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Dienstag, 12. Juli 2011 bis Donnerstag, 14. Juli 2011 – Köln / Bonn

Kaum offizielle Termine, bis auf das Interview am Donnerstag Morgen im ZDF-Morgenmagazin. Fahre dafür mit dem Taxi in ein TV-Studio nach Bonn-Beuel, wo eine Schalte nach Berlin vorbereitet ist. Der iranische Taxifahrer erzählt mir, dass er bei „Verdamp lang her“ immer an seine Heimat und die zurückgelassene Familie denken müsse. 20 Jahre habe er sie nicht besuchen dürfen.

Bei dem ca. fünfminütigen Interview geht es um die Hungersnot am Horn von Afrika. In die Enge getrieben von Klimawandel, korrupten Politikern und der Globalisierung, in deren Folge mittlerweile ja nicht nur auf Staatsbankrotte, sondern auch auf Grundnahrungsmittel gewettet wird, sind momentan 12 Millionen Menschen vom Hungertod bedroht. In einem Lager unweit der Somalischen Grenze in Kenia, das für 90 000 Menschen konzipiert ist, vegetieren inzwischen über eine halbe Million. Wieder bleibt nichts anderes übrig, als an Stelle von nachhaltiger Entwicklungshilfe unverhältnismäßig teurere Not-/Soforthilfe zu leisten. Aber erst wenn sich diese Bilder bieten, reagieren die Medien und hoffentlich auch die Spender. Im Moment kann man das auch nur hoffen, denn es fehlt an allen Ecken und Enden. Dabei war diese Hungersnot nach zwei ausgefallenen Regenzeiten seit langem voraussehbar, aber für die Propagierung von entsprechenden Gegenmaßnahmen stößt man ja bekannterweise flächendeckend auf schulterzuckendes Desinteresse. In ein paar Monaten wird darüber hinaus auch lediglich hängen geblieben sein, dass Afrika halt auf ewig der Katastrophenkontinent bleiben wird. Sich auf Dauer mit diesem Thema dezidiert zu befassen, um den Ärmsten der Armen gerecht zu werden, wäre ja auch zu viel verlangt. Unfassbar die Gleichzeitigkeit der Ereignisse, wenn man liest, dass unsere Bundeskanzlerin, die sich augenblicklich auf Afrika-Staatsbesuch-Reise durch Kenia, Angola und Nigeria befindet, dem korrupten Regime in Angola als Lobbyistin der hiesigen Rüstungsindustrie deutsche Patrouillenboote zur Absicherung seiner Offshore-Ölförderungszone vermittelt. Eine zynischere Form der Entwicklungshilfe fällt mir augenblicklich nicht ein. Die zwei Songs „Drei Wünsch frei“ und „Widderlich“ auf unserer aktuellen Open-Air-Setliste passen leider wie Faust auf´s Auge: „… et jeht öm Arbeitsplatzerhaltung enn dä Rüstungsindustie“, „… wo alle sechs Sekunde e` Kind verhungert…“, „… spart üch ühr Kränz, ihr künnt mich nit blende. Ühr Betroffenheitsphrase sinn zynisch, su falsch wie Krokodilsträne. Ihr seid widderlich!“

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