Bielefeld – Ringlokschuppen
Wieder ein ausführlicher Ritt von Erfurt hierher, Scheißwetter, bin froh, in der Halle anzukommen und die Außenwelt vernachlässigen zu dürfen. Unterwegs noch ein paar Korrekturen an der Chuck Berry Nummer, hatte vor allem vergessen, ein paar Luftlöcher im Text frei zu lassen, denn so ganz ohne Atmung kann ja kein Mensch singen! Denke, dass wir den Song jetzt in Bälde schon mal einproben und möglicherweise live vorstellen können. Mal sehen.
Kurz vor dem Soundcheck läuft Julian Dawson ein, der momentan auf Deutschland-Tour ist und heute frei hat. Hatten abgemacht, dass er sich zwei Strophen aus „Verdamp lang her“ aussucht und ins Englische übersetzt. Des weiteren teile ich mir „Für immer jung/Forever young“ mit ihm. Aus irgendeinem Grund werden wir gebeten, heute eine halbe Stunde später anzufangen, was wir auch tun, und ab da verleben wir einen großartigen Konzertabend. Sehr aufmerksames Publikum. Ein hiesiger Kollege unseres Schlagzeug-Backliners Locke zeigt sich völlig überrascht darüber, dass seine Ostwestfalen dermaßen aus sich raus gegangen seien. Die zwei Songs mit Julian funktionieren herzzerreißend, überhaupt ist es immer wieder schön, Musiker wie ihn unterwegs zu treffen. Seine Nicky-Hopkins-Biographie, an der er in den letzten Jahren in akribischer Form gearbeitet hat, geht jedem Moment in Druck. Hoffentlich kriegt er möglichst viele von den bisher unveröffentlichten Fotos, die er uns nachmittags gezeigt hat, im Buch untergebracht. Beispielsweise die von der „Exile on Main Street“-Session mit Keith Richards im südfranzösischen Nelcote, die mit Ron Wood (immerhin ein heiliger Drei König!) und Rod Stewart in der Jeff-Beck-Group oder das mit dem blutjungen Jimmy Page neben seinem Klavier im Marquee-Club.
Die signierten Trommelfelle sollen der Renner sein. Wunderbar, unsere Kids in Pader werden es zu schätzen wissen, auch wenn sie genauso genommen keinen Schimmer haben, wo die Kohle für ihre Ausbildung herkommt. Ist ja aber auch egal, Hauptsache sie kommt.