Berlin, Dietrich-Bonhoeffer-Haus
Wie ich in der Eröffnungsansprache des Präsidenten der Deutschen Afrika Stiftung Prof. Dr. Hornhues erfahre, befinden wir uns anlässlich dieses „Parlamentarischen Frühstücks“ auf historischem Boden, denn hier fanden nach dem Mauerfall 1989 die ersten „runden Tische“ statt. Jedenfalls hat „Gemeinsam für Afrika“ zusammen mit der Deutschen Afrika Stiftung heute hierhin eingeladen, wenn man so will, eine Art Lobbyveranstaltung der bei GfA zusammengeschlossenen Hilfsorganisationen, deren Botschafter ich jetzt auch schon seit sechs Jahren bin. Anlass zu diesem erstaunlich gut besuchten Treffen (das immerhin auf 8.00 Uhr morgen angesetzt ist) ist der Rückblick des neuen Bundesministers für Entwicklung und Zusammenarbeit, Dirk Niebel, auf seine ersten Afrikareisen im Verlauf der ersten hundert Tage seiner Amtszeit. Natürlich ist dieser 45-minütige Termin zu kurz um ins Details zu gehen, aber ein erstes Beschnuppern lässt immerhin schon mal erkennen, dass dieser ehemalige FDP-Parteisekretär, der noch im Wahlkampf angekündigt hatte, das BMZ gehöre abgeschafft, vor Ort demütiger geworden ist. Gehöre übrigens selbst nicht zu denen, für die eine Zusammenlegung vom Auswärtigen Amt (AA) und BMZ undenkbar wäre, denn vieles was in Afrika ein Vorankommen behindert, allem voran die mangelhafte Korruptionsbekämpfung und die nicht vorankommenden Regelungen zur Zertifizierung der exportierten Bodenschätze, sind nur mit entsprechendem Druck in die Gänge zu kriegen, und dabei wären kürzere Dienstwege gar nicht mal so schlecht. Da die Zeit heute morgen knapp bemessen ist, bringe ich dann auch direkt die Sprache auf diese beiden Themen, die meines Erachtens die Schlüssel zur Lösung eines großen Teiles der afrikanischen Probleme beinhalten. Was die Zertifizierung betrifft, sei man auf einem vielversprechenden Weg, man habe eine Technik entwickelt, mit der sich so etwas wie ein genetischer Fingerabdruck eines Stoffes bestimmen lasse und habe somit eine Kontrollmöglichkeit in der Hand. Wie ich nach der Veranstaltung von Fachleuten erfahre, funktioniert das bei den meisten zu überwachenden Stoffen allerdings nur vor der endgültigen Verarbeitung und somit ließe sich immer noch nicht feststellen, ob die Handys, Laptops oder Playstations der verschiedenen Anbieter nun jetzt mit legalem australischen oder illegal ausgeführtem ostkongolesischen Koltan verlötet sind. Bin mal sehr gespannt, was ein Minister einer wirtschaftsfreundlichen Partei in diesem Zusammenhang in den kommenden Monaten und Jahren tatsächlich bewirken kann und darf, schließlich lautet das wichtigste Mantra der FDP, die Kräfte der freien Marktwirtschaft würden alles selbst regeln. Optimistischer bin ich in Sachen Korruptionsbekämpfung, jedenfalls was die Rückendeckung für die vor Ort arbeitenden Organisationen betrifft. Mein Eindruck von Dirk Niebel deckt sich mit dem von Volker Seitz („Afrika wird armregiert“): Man muss ihn anscheinend nicht zum Jagen trafen, er hört zu, er scheint interessiert zu sein und vor allem hat ihn der Besuch Ruandas und des angrenzenden Ostkongos offensichtlich demütiger gemacht als man dem ehemaligen Berufskotzbrocken zugetraut hätte. Man darf also gespannt sein.
Noch ein Tag Normalbetrieb in Köln, dann kommen Anne und Rhani, um erst mal zwei Tage rein akustisch bei mir zuhause an den Songs für die W.N. & Co.-Tour zu feilen, bevor wir dann am Montagmorgen nach Bullay zum Weingut der Gebrüder Stein aufbrechen, wo die finalen Proben vor dem dortigen Warm Up-Gig stattfinden werden. Eine danach erst zu beantwortende Frage wird die sein, wie viele Stücke wir noch auf die Reservebank verbannen müssen, was natürlich auch mit dem sogenannten Quasselfaktor zusammenhängt. Keine Ahnung, wie viel ich zu einzelnen Songs erzählen muss, sicher ist nur, dass wir das exakte Gegenteil eines Big Hits-Programms spielen werden, und da kann man nur im Laufe der Show anhand der über dem Publikum schwebenden Fragezeichen entscheiden, ob ein paar Sätze mehr womöglich sachdienlich wären.