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AirFrance-Flug 1306, St. Maarten – Paris

Nach einem kurzen Zwischenstopp zuhause ging es dann mit dem weiblichen Teil der Familie am frühen Morgen des 29.März von Düsseldorf aus über Paris und die Karibikinsel St. Maarten nach St. Barthélemy. Unser alter Freund, der Fotograf Wolfgang Ludes, der hier seit drei Jahren arbeitet, hatte uns eingeladen in seinem Haus die Osterferien zu verbringen. Eine entspannte Anreise und da man in Richtung Westen ja mit der Zeit fliegt, ist die sechsstündige Zeitumstellung ebenfalls kein großartiges Problem. Man geht halt etwas früher als gewohnt ins Bett und da man im Urlaub ja keine Termine hat, bleibt man da solange drin, bis man ausgeschlafen hat. Weniger leicht zu verdauen ist da schon die Umstellung von der Armut in Kano / Nigeria auf den deutlich zur Schau gestellten Reichtum in diesem Bereich der Karibik. St. Barths, wie die Bewohner dieser winzigen lummerlandartigen Insel die immer noch französische Exklave nennen, ist fest in der Hand der absoluten high society. Im Jachthafen und der Bucht davor ankert beispielsweise eine der zahlreichen Motorjachten des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch, der hier ein riesiges Anwesen an einem Traumstrand besitzt, den er allerdings – wenigstens vorläufig noch – der Allgemeinheit zugänglich halten muss. Eine erstaunliche Entwicklung die Russland genommen hat, seit wir im Mai vor 21 Jahren in Moskau und Wolgograd gespielt haben. Wolfgang Ludes, bei dem Tina in ihren ersten Jahren in Köln als Assistentin gearbeitet hat bevor er dann nach New York umgesiedelt ist, um sich dort in die oberste Liga der Modefotografen emporzuarbeiten, lebt mit seiner Frau Antonia und seiner Tochter Celina in einem Traumhaus auf der Bergspitze oberhalb von St. Jean, und ich muss schon sagen: Es hätte schlimmer kommen können!
Zehn sorglose Tage am Pool oder Strand, ich lese viel (Jörg Fauser „Der Schneemann“ / Don deLillo „Omegapunkt“ / Moritz Rinke „Der Mann der durch das Jahrhundert fiel“ / Christan Lindner „Das Schwirren des heranfliegenden Pfeils“ (eine sehr empfehlenswerte Böll-Biografie) und beschäftige mich ansonsten mit Michas und Helmuts Demos, die sie mir gerade noch pünktlich vor unserem Abflug zukommen ließen. Großartige Songs dabei, es macht eine Riesenspaß sie zu betexten, was mir bei zwei von Helmuts Musiken auch auf Anhieb gelingt. Den dritten Song dieser Reise schreibe ich, während mir Vivien die Zwischenstände des unrühmlichen Spiels gegen Herta BSC per SMS zukommen lässt sozusagen nebenbei, denn bloß auf das Display meines Handys zu starren, ist mir zu langweilig, weshalb ich ein wenig auf der Gitarre rumklimpere, eine Melodie finde, eine erste Zeile um kurz vor Spielende (0 : 3) festzustellen, dass ich anscheinend soeben ohne Vorsatz einen kompletten Song geschrieben habe. Kann mich nicht erinnern, so was jemals innerhalb einer dermaßen kurzen Zeitspanne geschafft zu haben. Zu gern würde ich natürlich langsam mal mit dem inzwischen vorhandenen Material ins Studio gehen um zu checken, wie es zusammenpasst, bzw. meine Songs einmal aufzunehmen, um sie den übrigen Beteiligten zukommen zu lassen, damit sie sich mit ihrem jeweiligen Part dazu befassen können. Aber das wird wohl noch bis nach der Extratour“ warten müssen. Schön wäre es auch, wenn ich in den kommenden Wochen weiterhin so gut im Fluss bliebe und eine von Michas Nummern schaffen würde. In einer idealen Welt kämen wir dann sogar noch im Verlauf unserer kleinen Österreich – Schweiz-Tour beim Soundcheck immer wieder mal dazu, den einen oder anderen Song anzutesten. Jedenfalls kehre ich optimal ausgeruht in die Heimat zurück, was auch dringend nötig ist, denn die kommenden Wochen werden es in sich haben.

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