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Sonntag, 20. Juli 2014 – Nürnberg/Serenadenhof

Auch heute machen wir uns nach dem Frühstück direkt auf den Weg, denn eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mir endlich mal das NS-Dokumentations-Zentrum anzusehen, weil das ja nun mal in unmittelbarer Nachbarschaft zum Serenadenhof liegt. Hatte bei diesem Plan allerdings völlig außer Acht gelassen, dass sich ausgerechnet heute Stauffenbergs fehlgegangenes Hitler-Attentat zum 70sten Mal jährt. Insofern machen mir die Schlangen, die sich vorm Eingang bilden unmissverständlich klar, dass ich das besser mal bleiben lassen sollte. In diesem Zusammenhang möchte ich dann doch nicht unbedingt für Selfis posieren. Also direkt rein in den Serenadenhof und die dazugehörigen Katakomben, um in aller Ruhe Zeitung zu lesen, Konzertvorbereitungen zu treffen, Soundcheck zu machen und Leute zu treffen. Alles sehr relaxed bis kurz vor der Show, denn dann ziehen sich die Wolken zusammen, Wind kommt auf und es beginnt zu regnen. Da aber der größte Teil des Publikums unter einem Zeltdach sitzt kann uns das nicht groß aus der Ruhe bringen, trotzdem fühlt sich unsere filigrane „Noh all dänne Johre“-Version im Wind, der Setlisten wegfliegen lässt, dann doch relativ realsatirisch an. Komme mir fast so vor wie Neil Young, der sich bei „Crazy Horse“ von zwei riesigen Ventilatoren Frischluft zuführen lässt. Erfreulicherweise lässt der Spuk aber dann auf Dauer nach, und der Gig nimmt seinen gewohnten Verlauf. Natürlich nicht unter den hochsommerlichen Bedingungen der vergangenen drei Tage, aber das kann man ja auch nicht erwarten. Vielleicht ist das sogar gut so, denn ohne Schatten würden wir das Licht womöglich irgendwann garnicht mehr zu wertschätzen wissen. Trotzdem ein solides Konzert, sogar mit einem Moment, den wir wohl alle nicht so schnell vergessen werden, nämlich der als uns bewusst wurde, dass wir diese Birlikte-Version von „Kristallnaach“ mit dem durch Mark und Bein gehenden Sirenensolo tatsächlich heute, siebzig Jahre nach Stauffenbergs mutigem Attentat inmitten dieser nationalsozialistischen Bausünden aufführen. Ich überlege noch kurz, ob ich zu dem Thema noch etwas sagen soll, lasse es aber bleiben, denn es ist wirklich schon alles dazu gesagt worden und der Moment ist mir dann doch zu heilig, um mich mit redundanten Allgemeinplätzen zu Wort zu melden.
Bei unseren Sommerveranstaltungen, wo die Leute nicht erst eine halbe Stunde vor Showtime in den Saal gelassen werden, machts auch mal Sinn, den kompletten Einlass-Musik-Countdown per Screenshot ins Netz zu stellen. Die No. 5 heißt übrigens mit vollständigem Titel „If you see her, say Hello“, die No. 3 „Simple Twist of Fate“ und die „Long and Winding Road“-Version stammt natürlich vom entkitschten „Let it be“/Naked-Album der Beatles und „Wild Horses“ vom „Stripped“-Album der Rolling Stones. Lauter Songs, mit denen ich ganz viel am Hut habe und die mit auf jede Insel müssen.

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