Sonntag, 17. August 2014 – Norderney/Haus der Insel
Heute also der erste Insel-Gig der BAP-Geschichte. Wir verpassen die 13:00 Fähre, was aber nichts macht, denn um 13:15 fährt eine außerplanmäßige. Immerhin regnets während der einstündigen Überfahrt mal nicht, sodaß wir uns den Nordsee-Wind um die Ohren blasen lassen können. Schaut man auf die Deutschland-Karte, dann stellt man fest, dass sich Schopfheim ganz unten links befindet und Norderney ganz oben links. Haben uns also nach dem 29. Juli völlig unbemerkt von unten nach oben hochgearbeitet. Auch heute werden wir wieder äußerst nobel einquartiert, nämlich im Thalasso-Hotel-Nordseehaus. Man hat wirklich den Eindruck, dass sich das Organisations-Team sehr bemüht das Beste aus der verkackten Wetter-Situation zu machen. Über Nacht wurde das „Haus der Insel“ angemietet, eine Siebziger-Jahre-Halle mit dem entsprechenden Charme und unabhängbaren Transparenten, die mich ständig daran erinnern, dass Norderney „Meine Insel“ ist. Natürlich können wir unsere Stage-Decoration nur sehr begrenzt zum Einsatz bringen, aber immerhin kriegen wir hier – wenn wir ein wenig nachhelfen – das Publikum rein, welches ohne diese Alternative auf das Märchen vom gezogenen Stecker hätte verzichten müssen. Vor dem Soundcheck schaffe ich es wenigstens noch, mich mal kurz in der Stadt umzusehen, wobei ich allerdings eine halbe Stunde unter der Marquise eines Schuhgeschäfts verbringe, weil es wieder einmal wie aus Kübeln schüttet. Da ich nicht der einzige bin, der da Schutz sucht, kommt man ins Gespräch, verfolgt online diverse Pokal-Spiele und gefühlte 100 Selfies später und dem Entschluss, mich schließlich doch in den Regen rauszuwagen trudele ich leicht verspätet und durchnässt beim Soundcheck ein. Danach fährt mich eine Mitarbeiterin des Veranstalters dann doch nochmal an den Nordstrand, um mir zu zeigen, wo wir heute Abend eigentlich hätten spielen sollen. Es bricht einem das Herz, denn diese Location nicht zu spielen tut richtig weh. Hinter der Bühne wäre die Sonne untergegangen, links von uns die Brandung der Nordsee, rechts die Dünen und von den extra für zwei Konzerte aufgebauten Tribünen hätte jeder einen unvergessenen Abend mit nach Hause genommen. Erst gestern war das Konzert von Adel Tawil kurz vor Schluss abgebrochen werden, weil die Leute vor lauter Wind und Wasser fluchtartig das Gelände verlassen mussten, und bis heute hat sich an der Großwetterlage absolut nichts verändert. Es hilft alles nichts, uns bleibt nichts anderes übrig, als aus der Not eine Tugend zu machen und das tun wir dann auch. Schön, dass das Publikum die Situation ähnlich sieht und somit spielen wir nach längerer Zeit wieder mal ein Indoor-Konzert. Nach dem Gig sind wir uns sogar einig, dass das Märchen, ob seines eher kammermusikalischen Charakters im Zweifelsfall doch besser in Konzertsäälen aufgehoben ist. Jedenfalls ein unverhofft schöner Abend mit einem weiteren großartigen Publikum. Seit geraumer Zeit schon präge ich mir die Leute genau ein, denn das ist das Publikum für das wir unsere kommenden Aktivitäten planen: Erwachsene Menschen, die einen Teil ihrer Biografie mit uns verbinden, die uns vielleicht eine zeitlang aus den Augen verloren hatten, die wir aber mit diesem Programm wieder eingefangen haben! Mal ganz abgesehen von den Leuten, die uns seit Jahrzehnten auf den Fersen bleiben und sich mit jedem Album erneut auf uns einlassen. Es ist ein wunderbares Gefühl, sich für diese Menschen neue Songs auszudenken, aber auch eine Verpflichtung.