Rebound
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Mittwoch, 14.September 2011 – Beni

Nach unserem Versuch, in der Hauptgeschäftsgegend der Stadt ein paar verwendbare Bilder zu filmen, was denn aber dermaßen stressig wurde, dass wir frühzeitig abbrechen mussten, fahren wir direkt weiter zu Jonathans Gastfamilie, die wir dazu bewegen konnten, mit uns vor ihrem Haus zu sprechen. Der Junge stammt aus dem weit entfernten Massisi-Territorium und erzählt, er habe sich mit 16 „freiwillig“ den Maji Maji-Rebellen als Träger angeschlossen, weil er keine andere Möglichkeit gesehen habe, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er habe sehr schnell gemerkt, dass seine Entscheidung falsch war und sei deswegen, als er mit der Miliz in der Nähe von Beni war, weggelaufen, weil er wusste, das hier ein Onkel mit seiner Familie lebte. Sein Vater sei tot, seine Mutter lebe noch im extrem gefährlichen Massisi District mit seinen Geschwistern, er selbst müsse hier in Beni bleiben, hier sei er sicherer vor der Bestrafung durch die Maji Maji. Sein Berufswunsch sei Zimmermann, er träume davon irgendwann sein eigenes Haus zu bauen und eine Familie zu gründen.

Die zweite Gastfamilie dieses Tages ist die von Anita. Sie ist siebzehn und war zusammen mit ihrer vier Jahre jüngeren Schwester vier Jahre lang bei den Rebellen. Ihre Eltern wurden in ihrem Beisein bei der Entführung ermordet. Auf Andrea’s Frage, ob sie irgendetwas außer dem was sie am Leibe trage, besitzen, antwortete sie „ja, einen Eimer.“. Das sind dann wieder die Momente, in denen einem gar nichts mehr einfällt – außer.. „Scheiße!“.

Am Abend sitzen wir noch in kleiner, aber erweiterter Runde zusammen und betreiben, da der Rückflug nach Goma naht, so was wie Manöverkritik. Vor allem sind die Rebound 2-Leute daran interessiert, was wir für dringend verbesserungswürdig halten. Das Einzige, was uns einfällt ist das, was man bei uns „Schulspeisung“ nenne würde und unser Zweifel, ob die angebotene Auswahl von Lehrberufen nicht erweitert werden müsste. Wir werden versuchen, das hiesige Team mit unserer „Girls Academy“ in Pader/Norduganda kurzzuschließen. Vielleicht kann man ja irgendetwas aus deren Erfahrungsschatz verwenden.

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