Rebound
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Gulu – Uganda

Hotel Jojo’s Palace

Gestern morgen in Entebbe ordentlich ausgeschlafen, gefrühstückt und bei recht rauem Seegang zum Durchatmen auf eine improvisierte einstündige Bootsfahrt auf den Victoriasee. Danach zügig zurück zum Flughafen und mit gecharterten Propellermaschine weiter nach Gulu. Inzwischen ist unsere Reisegruppe um diverse Personen gewachsen. Der Filmemacher Mirco Keilberth ist zu uns gestoßen, eine Journalistin von der „Zeit“, und natürlich Bettina, die einzige hier stationierte deutsche World-Vision-Mitarbeiterin, mit der ich schon im August 2004 in Gulu war.

Dortselbst angekommen, holt uns der allseits geschätzte Fahrer Santos am Flughafen ab, um uns in die Stadt zu chauffieren. Das Acholi Inn, in das wir gebucht waren, ist kurzfristig für ein ugandische Regierungsdelegation requiriert worden, so dass wir in diesem Hotel in der Stadtmitte landen, das offensichtlich nach meiner Zweitgeborenen benannt wurde.

Mein erster Weg führt mich zu meinen beiden Studiojungs, weil wir – wie bereits telefonisch angekündigt – eine CD mit dem im Mai aufgenommenen Kinderchor brauchen, um ihn demnächst im Kölner Studio an die richtige Stelle transplantieren zu können, wenn wir die finale Studioversion von „Noh Gulu“ aufnehmen. Leider wurde ihnen inzwischen der Computer geklaut, so dass der Kinderchor noch mal ran muss. Nicht einmal mehr das Backing ist noch vorhanden.

Gut, dass ich wenigstens eine CD der Mai-Version mit habe, der wir Tonart und Geschwindigkeit entnehmen können. Bin sehr gespannt, ob wir tatsächlich hier am Freitag mit unserer Kinderchor-CD das Flugzeug besteigen oder nicht.

Heute morgen dann, unterwegs zum Camp Unyama, noch Zwischenstop bei zwei Familien, die sich in exemplarischer Weise mit HIV/Aids rumschlagen. Die erste davon besteht aus einer 65-jährigen Großmutter, die sich um die Aidswaisen ihrer Söhne und Töchter, wie auch um die ihrer Verwandten und Bekannten kümmert. Das Haupteinkommen dieser Gemeinschaft wird durch den Verkauf einfachster, selbstproduzierter, luftgetrockneter Lehmziegel erwirtschaftet. Die zweite Familie lebt ähnlich, nur handelt es sich hier beim Familienoberhaupt um eine HIV-infizierte Mutter, deren Ehemann vor zehn Jahren von den Rebellen getötet wurde. Sie selbst hat sich bei ihrer damaligen Arbeit als Sanitätsschwester in einem hiesigen Krankenhaus infiziert.

Weiter in’s Camp, wo wir von Lucy erwartet werden, die uns zwei Gruppen aus der Abteilung „Skills Training“, einer Art Berufsschule für entkommene Kindersoldaten, vorstellt, eine Schneider- und eine Schreinerklasse, allesamt junge Leute unter zwanzig, von denen wir ebenfalls haarsträubende Lebensgeschichten zu hören bekommen. Einige von ihnen erkennen mich wieder, denn das hier ist das Lager, in dem im Mai plötzlich dieser völlig unerwartete, spontane „Noh Gulu“ –Kinderchor erklang. Leider war damals Micro gerade mit Carlo Schlender, dem RTL/n-TV-Reporter unterwegs, so dass wir diese Sternstunde nicht auf Film haben. Wir überlegen, ob wir nicht am Donnerstag noch einmal hier rausfahren sollten, um diese Szene für ein eventuelles Video nachzustellen.

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