Rebound
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Greatest Hits-Tour / 21. – 23. März

23.3., Saarbrücken, Off Tag, Mercure Hotel

Für den heutigen Off Tag sind wir schon mal nach Saarbrücken gefahren. „Deja Vu“ beim Einchecken an der Hotelrezeption: Vor mehr als zwanzig Jahren war ich nach einer „durchtanzten“ Promo-Tournacht frühmorgens auf dem winzigen hiesigen Flughafen gelandet und wollte in diesem Hotel nur noch ins Bett. Dort wollte dann allerdings in maximal zwei Metern fünfzig Abstand ein Bohrer durchs Beton. Ich soll damals nach Augenzeugenberichten ziemlich schnell am Fenster gewesen sein und der betreffende Bauarbeiter verdaut vermutlich heute noch den Schock meines Tarzanschreis. Gut, dass der arme Kerl wenigstens nicht vom Gerüst gefallen ist. Große Freude über das hier auf mich wartende erste Exemplar des BAP-Flightcase, macht echt was her!

Nachmittags Stadtbummel, Teetrinken und – in der Sonne sitzend – lesen auf dem Marktplatz. Abends dann ins Kino: „Inside Man“ mit Jodie Foster und Denzel Washington: Nicht unbedingt ein Film, in den ich befreundete oder gar verwandte Cineasten schicken würde, aber kein verlorener Abend. Danach noch ein Bier auf den Geburtstag unseres Frontmixers Achim in der Hotelbar und – in weiser Voraussicht auf die vor uns liegenden Strapazen – kurz nach Mitternacht ins Bett. Kein Bohrer, welch ein Freude, dafür noch auf Bayern 3 ein schöner Film über den griechischen Künstler Kounellis: „Fragmente eines Tagebuchs“.

22.3., Mittwoch, Mannheim, Rosengarten

Nix wie raus aus diesem Bürohaus-Ghetto, in Mannheim wird es deutlich schöner. Wir wohnen im Maritim direkt gegenüber der Halle, und auch die Buchhandlung Kober ist fußläufig zu erreichen. Habe sogar noch Zeit, bei spätwinterlichen Temperaturen durch die Innenstadt zu streunen und ein paar Besorgungen zu erledigen.

Heute, ebenso wie gestern in Stuttgart, habe ich während des Konzertopenings ein merkwürdiges Gefühl, schon wieder vor Ort zu sein: „Immer weiter“ Lesereise, Big Band Tournee, Chronicles Abende und erst zwei Jahre vorher die SONX-Tournee. Das Land ist klein geworden.

Der heutige Vocal-Gast ist Laith Al-Deen, ein Heimspiel für ihn. Nach „Kristallnaach“ veredelt er auch noch das unmittelbar danach gespielte „Widderlich“ mit seiner Soul-Röhre. Phantastischer Sänger!

Auch große Freude darüber, dass uns heute unser alter Freund Frank Laufenberg besuchen kommt, der sich ja bekanntlich mit Werner Reinke die Hauptrolle in unserem Song „Eddies Radio Show“ teilt. Noch keinen Monat her, dass wir uns in den Maarweg-Studios getroffen haben, um uns für die Bonus-CDs der remasterten Alben über unsere ersten vier Studio-Alben zu unterhalten. Übermorgen werden sie schon im Handel sein . Zum Finale kommt er sogar mit auf die Bühne, als er seinen Namen hört. Ein wirklich wohliges Gefühl, dieses weise Rock’n’Roll-Zirkuspferd mit seinem enzyklopädischen Wissen im Boot zu haben. Was habe ich nicht alles erst durch Überzeugungstäter wie ihn über Musik erfahren!

Ich glaube, dass ich es langsam aufgeben sollte, die jeweiligen Konzerte zu bewerten, es sei denn, irgendwas geht fürchterlich in die Hose. Es gab bisher jedenfalls noch keinen einzigen Durchhänger und unser Publikum ist durchweg der Hammer. Für den optimalen Schluss sorgt dann die Nachricht, dass die Nationalmannschaft gegen die USA 4:1 gewonnen hat. Dies dürfte für halbwegs Ruhe im Karton sorgen. Hoffentlich!!

21.3. Dienstag, Stuttgart, Liederhalle

Das uns nun schon bekannte Holiday Inn liegt inmitten einer Bürohaus-Sattelitenstadt, weit außerhalb der gewachsenen Stuttgarter Innenstadt. Hier gibt es kein Entrinnen. Bestelle mir eine vegetarische Reispfanne und zwei alkoholfreie Bier aufs Zimmer, fest entschlossen, den Abend zur Erholung vor irgendeinem halbwegs ertragbaren Fernsehprogramm zu verbringen. Keinerlei Anstrengung, Berieselung ist angesagt.

Aber irgendwie ist der Wurm drin. Die vegetarische Reispfanne entpuppt sich als eine Art ungewürzte Ölsuppe, und meine zwei Flaschen alkoholfreies Bier hatte man schon in den Morgenstunden dekandiert. Im Fernsehen läuft ausnahmslos Schrott, die Hotelbar ist Vertreterverseucht, so dass ich mich entschließe , mich weiter durch „Owen Meany“ zu kämpfen.

Die gute Nachricht: mein Organismus hat es hat es inzwischen geschafft, sich wenigstens in Punkto Einschlafzeit auf den Tourrhythmus einzupendeln. Halb drei ist es, als ich den Schalter der Leselampe betätige. Dieser ist allerdings dermaßen idiotisch in unmittelbarer Nähe des Bettes, auf der vorderen angeschrägten Seite der Nachttischkommode angebracht, dass ich ihn noch vorm Morgengrauen im Tiefschlaf versehentlich berühre und meinem Schönheitsschlaf selbst frühzeitig ein jähes Ende bereite.

Mittags zur Liederhalle und von da aus zu Fuß zur Buchhandlung Wittwer, wo auch heute eine Signierstunde ansteht. Kurz mit Oliver in sein Stammcafe und schon ist wieder Soundcheck. Ein paar Interviews, abhängen, Showtime. Was soll ich schreiben?

Waren wir vorher noch traurig darüber, dass Anne nicht dabei war, so stellt sich das im nach hinein als „Vorteil“ heraus. Denn so werden wir unsere schon traditionellen Favoriten um den Titel „bestes Tourkonzert“, Stuttgart und Saarbrücken nicht miteinander vergleichen können. Wir hatten jedenfalls ungeheuer viel Spaß und die Souveränität unserer kleinen Stammformation dürfte wohl kaum noch zu toppen sein.

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