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Dienstag, 15. April 2014 – Stuttgart/Liederhalle

Den gestrigen Montag haben wir bereits in Stuttgart verbracht. Nachmittags Stadtbummel, wobei mir nach all den Jahren zum ersten mal diese wunderschöne Markthalle sozusagen über den Weg gelaufen ist. Gäbe es sowas in Köln, wären wir da Stammkunden. (Allein schon das Olivenangebot!!) Leider haben die Museen ja montags geschlossen, ansonsten hätte sich, wie üblich in Stuttgart bestimmt die eine oder andere Ausstellung angeboten. So bleibt mir nur, im Café vor dem Württembergischen Kunstverein einen Milchcafé auf Michael Buthe zu trinken. Vor einem Vierteljahrhundert hatte ich hier mit Mattes Keul auf seiner Ausstellungseröffnung gespielt und er hatte damals im Gegenzug ein riesiges Bild zugunsten von Dietmar Schönherrs „Haus der drei Welten“ in Granada/Nikaragua versteigern lassen. Abends lädt die Konzertagentur Semmel Band und Crew zum Abendessen im Lokal „Mozart3“ ein. Wir sind sozusagen unter uns und man merkt tatsächlich, wie sehr wir auf dieser Tour zu einer Einheit verschmolzen sind. Alle sind mit Recht stolz darauf, dieses ambitionierte Unternehmen gestemmt zu kriegen. Sowas ist keine Selbstverständlichkeit, denn diese Tour ist nicht mit 08/15-Einsatz machbar. Alle gehen an ihre Grenzen, denn die Gesamtkalkulation lässt nur wenige freie Tage zu, weil die Hallenmieten in den „gehobenen“ Spielorten gesalzen sind und dadurch, dass sitzende Menschen halt mehr Platz benötigen, kann man weniger reinlassen als bei einer normalen Rock-Produktion. Wir spielen inclusive Pause bis ca. 23:30, dementsprechend spät kommt die Crew in den Nightliner, um schlafend zum nächsten Spielort kutschiert zu werden. Wir von der Band haben es da vergleichsweise gut, denn wir schlafen meistens am Ort des Geschehens und reisen erst am folgenden Tag weiter..
Mir ist natürlich bewusst, dass das Programm eigentlich Directors-Cut-mäßige Züge angenommen hat, aber auf welche Songs sollte man verzichten? Denke, diese Tour ist eine Investition in die Zukunft und kann nur hoffen, dass ich es schaffe diese Besetzung zusammen zu halten, denn gerade Rhani, Ulle und Anne haben ja in der Regel einen sehr engmaschigen Terminkalender. Gut ist, dass sich alle vorgenommen haben, dass es bei der eingeschlagenen Richtung bleiben soll, auch was die nächste Albumproduktion betrifft. Aber: Ein Knödel nach dem anderen! Erstmal nehmen wir in Köln ein Live-Album auf, dass diese Tour optimal dokumentieren soll. Hierfür proben wir auch heute einen weiteren Song ein, der zu dieser musikalischen Weltreise passt: „Souvenirs“. Die von Ulle und Anne ausgedachte Version passt großartig in das Gesamtkonzept, kommen aber heute noch nicht an den Punkt wo wir es wagen, das Lied auf die Setliste zu setzen. Müssen wir aber auch nicht, denn genau genommen brauchen wir „Souvenirs“ erst für die Sommerkonzerte unter freiem Himmel, wenn die ganz zarten Stücke (zumindest in der ersten Halbzeit, wenn es noch hell ist) nicht spielbar sind. Die Version, die wir in Woodstock aufgenommen haben, die aber leider nur auf der Bonus-CD veröffentlicht wurde ist ebenfalls zu zart um an die Stelle von „Paar Daach“ oder gar „Do jeht ming Frau“ zu treten, also muss eine Hybrid-Version her. Während wir beim Soundcheck nochmal an „Nöher zo mir“ rumfeilen, kommt mir die Idee, dass dieser Song eigentlich an die Stelle von „Novembermorje“ gehört, weil Rhani dann nahtlos von seinem Percussion-Solo in den Groove von „Nöher“ übergehen kann. Also tauschen wir die Positionen, was auch den kleinen Nebeneffekt hat, dass ich endlich mal einen Satz mehr zum Thema „Buthe“ sagen kann. Später im Konzert funktioniert alles wunderbar und auch für „Anna“ ist die richtige Position gefunden, nämlich nach der Bandvorstellungs-Arie. Eigentlich hätte ich es ja wissen müssen dass dieses Liederhallen-Konzert mal wieder zu den Besten der Tour zählen wird. Einfach eine wunderbare Location, die man in jeder Konstellation optimal bespielen kann, völlig egal ob bestuhlt, in der konzertanten Variante, oder mit vollem Rock’n’Roll-Besteck. Dadurch, dass heute mal keine Ordner die Leute während der Zugaben vor der Bühne wegscheuchen, sehe ich in den Gesichtern der langjährigen Fans welche Filme da gerade zu „Sendeschluss“ ablaufen. Sie sind mit uns erwachsen geworden und wissen, dass sie – wenn alles gut geht – jetzt mit uns zusammen alt werden. Und zwar höösch!

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