Rebound
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Heute vor 45 Jahren nahm das Schicksal seinen Lauf:

Erst nach der Halbzeit hatte der Bundestrainer Helmut Schön ein Einsehen und wechselte Heinz Flohe vom 1.FC Köln beim Spielstand von 2:0 für Jugoslawien ein. Zwanzig Minuten später erzielte er den Anschlusstreffer. Als Schön dann in der 79. Minute auch noch Dieter Müller, ebenfalls vom 1. FC Köln einwechselte und dieser mit seiner allerersten Ballberührung in der Nationalmannschaft den Ausgleich und somit die Verlängerung erzwang, war der Jubel in Köln und Umgebung unüberhörbar. Was sich dann allerdings in der Nachspielzeit abspielte übertraf sogar unsere kühnsten Hoffnungen, denn Dieter Müller schoss als Debütant noch zwei weitere Tore und somit endete das Spiel 2:4 für Deutschland.

Es war als hätten wir das alles nur geträumt und es dauerte ein paar Momente bis uns bewusst wurde, was da soeben gelaufen war: Die deutsche Nationalmannschaft hatte sich nach deutlichem Rückstand tatsächlich durch VIER KÖLSCHE TORE die Teilnahme am EM-Finale erkämpft! Dementsprechend fielen die Feierlichkeiten in der Teutoburger Str. 5 dann auch aus.

Alles schön und gut, hätte ich nicht am Morgen des 18. Juni 1976 um 10 Uhr Ortszeit in der Altentagesstätte des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes auf der Alteburger Straße, vis à vis der Maternuskirche, möglichst ohne Restalkohol, die siebzig, in Staniol und Styropor-Kisten verpackten, heißen Mahlzeiten für meine tägliche Essen-auf-Räder-Tour einladen müssen.
Ich war spät dran.
Es war schon kurz nach zehn als auch noch das Telefon klingelte. Da ich dachte, meine Vorgesetzte, eine resolute Spanierin, wollte sich nach meinem Befinden erkundigen, ging ich pflichtbewusst dran. Aber nein, es war Rainer, der Saxophonist meiner ehemaligen Schüler-Band, zu dem ich seit ungefähr fünf Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Er rief an, um mir mitzuteilen, er hätte einen kleinen Bauernhof am Rhein-Sieg-Kreis geerbt und wenn wir gemeinsam den Hühnerstall renovieren würden, könnten wir hier an unserer – eigentlich nur unterbrochenen – Karriere als Amateur-Musiker feilen.
Vermutlich hätte ich in meinem verkaterten Zustand auch die Erde als Scheibe anerkannt und so sagte ich, indem ich eine Lücke in seinem Redefluss ausnutzte:“Is okay,… wir kommen vorbei!“

Wir, das waren Hans „Honce“ Heres und ich. Und als wir noch in derselben Woche, noch bevor Uli Hoeneß beim Elfmeterschießen im Finale gegen die ČSSR den Ball in den Nachthimmel über Belgrad drosch, diesen Hühnerstall in Augenschein nahmen, schwante uns, dass uns nichts anderes übrig bleiben würde, als uns aus dieser Geschichte raus zu dribbeln.
Das Objekt befand sich in einem Zustand, der vermuten ließ, dass wir heute immer noch mit der Renovierung beschäftigt wären. Dennoch war Saxellos Anruf die Initialzündung. Wir waren angefixt. Der Gedanke, nochmal gemeinsam abzurocken, hatte was.

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